Mit den Zuschauern war es in Paris immer schon ein bisserl schwierig. Das Publikum gilt als gnadenlos, wenn Spielerinnen oder Spieler in Ungnade gefallen sind. In Roland Garros wird häufiger als anderswo am Rande der Fairness gepfiffen und gebuht. Doch heuer ist sowieso alles anders, auch wenn der französische Tennisverband im Juli noch erklärt hatte, dass täglich 20.000 Fans im Sandplatz-Mekka am Bois de Boulogne zugelassen werden.

Eine blauäugige Ansage in einer Zeit, in der sich das Tennis im globalen Lockdown befand. Selbst während der Geister-US-Open fabulierten die Organisatoren noch von einer 50-prozentigen Auslastung ihrer schicken Anlage. Ein bisschen zu vollmundig, wie sich in den folgenden Wochen wenig überraschend zeigte. Doch die Fédération Française de Tennis (FFT) parierte in einem Mix aus Kreativität und Ignoranz auch das Verbot von Großveranstaltungen der französischen Behörden. Die Obergrenze von 5000 Zuschauern wurde ignoriert, indem die Anlage kurzerhand in drei Zonen aufgeteilt wurde: 5000 Zuschauer auf dem Court Philippe Chatrier, 5000 auf dem Court Suzanne Lenglen, 1500 auf dem Court Simonne Mathieu – et voilà!

Machtwort des Premierministers

Doch dem Plan erteilte die Polizeipräfektur alsbald eine Absage und beharrte auf der Grenze von 5000 Zuschauern – für die gesamte Anlage. Und wie das so ist in Pandemiezeiten mit steigenden Infektionszahlen (alleine 16.096 Neuinfizierte am Freitag), bleibt es auch nicht bei den 5000. Denn Frankreich Premierminister Jean Castex höchstpersönlich erklärte, dass täglich nur 1000 Personen in Roland Garros zugelassen sind. Spieler, Betreuer und Organisatoren inklusive.

Titelverteidiger Rafael Nadal kann die Entscheidung nachvollziehen: „Die Situation ist, wie sie ist. Sehr schwierig. Es ist normal, dass sich die Dinge schnell ändern“, sagte der 34-jährige Spanier und ergänzte: „Es ist halt nicht vorhersehbar, wie sich die Pandemie entwickelt. Die Situation kann sich von Tag zu Tag ändern.“ US-Open-Finalistin Viktoria Asarenka kann hingegen nicht verstehen, warum Zuschauer überhaupt zugelassen werden: „Um ehrlich zu sein, macht mich die Gesundheitssituation ein bisschen nervös“, meinte Asarenka.