Der kroatische Ministerpräsident Andrej Plenkovic lehnt es ab, wegen einer kurzen Begegnung mit dem serbischen Tennisprofi Novak Djokovic in Selbstisolation zu gehen, nachdem dieser positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Am Höhepunkt der Kampagne für die Parlamentswahl am 5. Juli, die Plenkovic auf einer erfolgreichen Bekämpfung der Pandemie aufbaute, kommt er deswegen stark unter Druck.

Plenkovic, der nach der Teilnahme am umstrittenen Tennisturnier in Zadar am Montag negativ auf das Coronavirus getestet worden war, beteuert, mit Djokovic keinen engen Kontakt gehabt zu haben, der eine Selbstisolation erfordern würde. Rückendeckung bekommt er auch von Epidemiologen aus dem Corona-Krisenstab.

Vermehrte Aufrufe der Opposition zur Selbstisolation weist Plenkovic zurück. Er wirft den politischen Kontrahenten vor, ihn mit Quarantäne vom Wahlkampf, insbesondere von den Fernsehdebatten, abhalten zu wollen. "Diesen Film werden sie nicht sehen", sagte der Regierungschef laut Medien am Dienstag. Am heutigen Mittwoch verteidigte er erneut seine Entscheidung: "Ich habe bereits erklärt, um was für einen Kontakt es sich handelte. Wäre es ein solcher Kontakt gewesen, den man als engen Kontakt qualifizieren würde, dann würde ich den Empfehlungen der Epidemiologen ganz gewiss folgen", sagte er laut dem Regionalsender N1.

Die Opposition fordert unterdessen ein verantwortungsvolles Verhalten vom Regierungschef. "Wenn er ein verantwortlicher Leader ist, der sich um die Sicherheit der Bürger sorgt, wie er sich auf den Wahlplakaten darstellt, würde sich Plenkovic sofort in Selbstisolation begeben", twitterte die liberale Oppositionsabgeordnete Anka Mrak Taritas. Dem Ministerpräsidenten wird darüber hinaus vorgeworfen, dass für ihn und seine Regierungspartei HDZ andere Kriterien gelten würden, während tausende Bürger bisher in Heimquarantäne mussten.

Das kroatische Institut für öffentliche Gesundheit betonte ausdrücklich, dass der Regierungschef keine Selbstisolation brauche, weil er sich am Samstag weniger als drei Minuten gemeinsam mit Djokovic in einem geschlossenen Raum aufgehalten hatte, sich mit ihm nur fotografieren lassen hatte und ihm nicht die Hand geschüttelt hatte. Aus den Fotos der Begegnung geht hervor, dass sich Plenkovic und Djokovic mit einem Faustschlag begrüßten, darüber hinaus klopfte der Premier dem Tennisprofi auf die Schulter.