Sobald das Thema "Wettbetrug" aufkommt, stehen die Wettanbieter meist im Fokus. Sind sie die Bösen?
Dominik Beier: Für uns sind solche Meldungen auch ein Fluch. Weil wir ebenfalls Geschädigter sein könnten – wobei uns in diesem Fall keine Unregelmäßigkeiten aufgefallen sind. Das höchste Gut ist für uns die Integrität. Wettbetrug darf kein Thema mehr sein. Wobei man sagen muss, dass es sich in den letzten Jahren gut entwickelt hat. Wenn man den Fußball anschaut: Da passiert immer weniger.

Was läuft im Tennis falsch?
Beier: Man muss im Tennis die Kommunikationsansätze verbessern. Und Spieler, die kein so hohes Einkommen haben, mehr unterstützen. Zum Beispiel über Solidaritätszahlungen. Ein Roger Federer würde es nicht spüren, wenn er 200.000 Euro weniger im Jahr verdient. Dieses Geld könnte man an Spieler aufteilen, die sich schwertun, überhaupt ihre Reisekosten zu stemmen. So funktioniert ja auch unser Sozialsystem: dass die Reicheren den Ärmeren etwas abgeben. Man muss mit allen Beteiligten versuchen, das System zu verbessern. Wenn jedoch immer quer geschossen wird von Verbänden oder der ITF, dann ist das schwierig. ITF, ATP und WTA sind ja selbst seit Jahren unsicher, was sie tun sollen. Die Werbe-, Daten- und Streaminggelder nehmen sie gerne, aber das Geld kommt nicht bei den Spielern an.

Was würde passieren, wenn man Tenniswetten gänzlich untersagt?
Beier: Dann würde es dennoch irgendwo einen Markt geben. Verbietet man es einem lizenzierten Anbieter, wird es ein unseriöser Anbieter anbieten. Und illegaler Datentransfer ist in der heutigen digitalen Welt recht einfach. Man muss daher das Angebot so attraktiv wie möglich halten und in den legalen Markt kanalisieren. Es ist seit jeher im Glücksspiel- oder Sportwettenmarkt ein Problem, wenn man etwas einschränkt – denn dann entwickelt sich ein Schwarzmarkt. Und dann kann man es erst recht nicht kontrollieren. Sich dem Thema abzuwenden, macht das Problem noch schlimmer. Dann hat man gar keine Kontrolle mehr.

Turnieren ist es mitterweile untersagt, neue Verträge mit Wettanbietern abzuschließen.
Beier: Hier sind wir wieder beim Thema Konkurrenzfähigkeit. Wenn ein paar Hunderttausend Euro von Wettanbietern fehlen, werden sich vor allem die kleineren Turniere schwer damit tun, sich zu finanzieren. Die Größeren verdienen genug mit Zuschauer- und TV-Einnahmen, wobei auch sie hohe Beträge für Daten, Livestreams und sogenannte Betting-Rights erhalten. Auch TV-Rechte werden von Wettanbietern über Werbung finanziert. Letztlich würden die Großen überleben, die kleinen macht man damit kaputt.

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