Bei den Herren, da ist Tennis in Österreich derzeit fast so etwas wie ein Selbstläufer. Überall, wo Dominic Thiem draufsteht, sind die Massen. Frag nach in Kitzbühel, wo der Niederösterreicher heuer bei seinem ersten Titel auf heimischem Boden für Rekordbesuch gesorgt hat. Oder in Wien, wo man im Oktober davon ausgehen darf, dass die „Erste Bank Open“, ein Turnier der ATP-500-Kategorie, nahezu ausverkauft sind. Obwohl nicht einmal garantiert ist, dass der Lokalmatador ob der harten Konkurrenz auch nur eine Runde übersteht, denn leicht ist kein einziger Gegner in Wien.

Im Damen-Tennis ist dagegen hierzulande der Wurm drin, was die Damen betrifft. Auf Nummer 139 der Weltrangliste findet man die beste, Barbara Haas. Aber die Oberösterreicherin musste auch heuer in Runde eins ihres Heimturniers, den „Upper Austria Ladies“, die Segel streichen. Gegen die Russin Anastasia Pawljutschenkowa setzte es ein 3:6, 3:6, damit muss Linz ab heute ohne Österreicherin auskommen.

Nicht das einzige Problem, denn während rund um Dominic Thiem und seine Präsenz im heimischen TV auch die Herren neben den „Großen drei an Bekanntheit gewonnen haben“, wie Kitzbühel-Turnierdirektor Alex Antonitsch bestätigt („Wir hatten im Fernsehen auch einmal bei Spielen von Philipp Kohlschreiber drei Mal so viele Zuschauer wie davor“), ziehen die weiblichen Topstars nur in Expertenkreisen. Oder wussten Sie, dass die Niederländerin Kiki Bertens als Weltranglistenneunte kurzfristig um einen Startplatz in Linz anfragte?

Idealer Zeitpunkt für ein Turnier

Worum es geht, erklärt Antonitsch: „Der Zeitpunkt des Turniers ist ideal, weil es eines der letzten vor dem Masters der Damen ist - da wollen noch einige Punkte sammeln ...“

Damit nicht genug. Linz hat dank der guten Kontakte von Turnierdirektorin Sandra Reichel und ihres Vaters Peter-Michael Reichel auch ein extrem gutes Image bei den Spielerinnen, die gerne kommen. Und das Turnier schafft es, diesen „Wohlfühlfaktor“ zurückzuspielen, etwa mit ganz besonderen „Players Partys“. Heuer stand diese unter dem Motto „die goldenen 20er-Jahre“. Und die Fotos von Bertens oder Thiems Freundin Kristina Mladenovic in goldenen Kleidern gehen, verspricht Antonitsch, „um die Welt“.

Damit nicht genug: Mit dem Start von US-Jungstar Cori Gauff gelang ein ganz besonderer Coup. Die schaffte es nun als „Lucky Loserin“ trotz Aus in der Qualifikation ins Viertelfinale. Und sie hat das Zeug, der nächste Weltstar im Damen-Tennis zu werden - wenn sie es nicht ohnehin schon ist. Auch in Linz.