Sagt Ihnen der Name Noah Rubin etwas? Muss er nicht. Der Amerikaner konnte zwar 2014 im Juniorenbewerb von Wimbledon triumphieren, findet sich im aktuellen ATP-Ranking aber „nur“ auf Position 195 wieder. Trotzdem ist der New Yorker, der in der zweiten Runde der US-Open-Qualifikation gegen Guillermo Garcia-Lopez mit 1:6 und 6:7 den Kürzeren zog, in der Tennisszene derzeit in aller Munde, hat es sich Rubin doch zum Ziel gesetzt, den Tennissport verändern zu wollen. Und er findet mit seinen Plänen Gehör.

In Interviews mit der französischen L’Equipe, der New York Times und spox.com machte der 23-Jährige zuletzt auf die Missstände im „Weißen Sport“ aufmerksam. „Die Tour ist kein Ort der Glückseligkeit. Gerade für Spieler außerhalb der Top 100.“ Man würde kaum Geld verdienen, sei aber stets einem extremen Druck ausgesetzt. Die größten Probleme? „Die Saison und die Matches sind viel zu lang. Wir haben eine Saison, die elf Monate dauert. Das ist brutal für uns Spieler, dein Körper fühlt sich echt wie Müll an danach, und es ist auch brutal für die Fans, die jede Woche ein Turnier verfolgen sollen. Dass die Matches zu lang sind für die großen TV-Anstalten, die nicht wissen, ob eine Partie zwei oder fünf Stunden dauert, ist ja auch kein Geheimnis. So töten wir den Tennissport“, ist Rubin überzeugt.

Rubin präsentiert auch Lösungsvorschläge

Doch der Amerikaner ist nicht nur ein Kritiker, sondern hat auch Lösungsvorschläge parat: „Wir müssen die Kids wieder begeistern, Festivals organisieren, interaktiver werden. An vielen Orten kommt niemand mehr zum Zuschauen, an vielen Orten stirbt Tennis aus. Ich habe ein Modell entwickelt für eine Saison, die neun Monate dauern würde – mit einer dreimonatigen Offseason.“

Rubins Vision ist es, vier Ligen zu kreieren: Nordamerika, Südamerika, Europa und Asien/Australien. Dort solle es dann Team-Wettbewerbe geben, bei denen man auch Punkte für die Weltrangliste sammeln und sich für die Grand Slams und die Masters-Turniere qualifizieren könne. „Ich würde alle Grand Slams und sieben oder acht der Masters-Events behalten und drumherum diesen neuen Team-Wettbewerb erfinden. So hat man als Spieler sein festes Gehalt und reist mit dem Team. Es mag verrückt klingen, aber so könnten wir sicherstellen, dass auch die Nummer 300 Geld verdienen kann und dass die Fans hoffentlich wieder mehr Lust auf Tennis entwickeln.“

Seelen-Striptease auf Instagram

Apropos Lust am Tennis – in diesem Zusammenhang erwähnt Rubin auch die von ihm ins Leben gerufene „Behind-the-Racquet-Serie“, in der er Tennis-Kollegen auf einem Instagram-Account die Möglichkeit gibt, sich ihre Probleme von der Seele zu reden. Und diese sind alarmierend: Depressionen seien kein Einzelfall, ebenso wie Alkohol- und Drogenmissbrauch. Und Madison Keys, US-Open-Finalistin 2017, gestand eine jahrelange Essstörung in ihrer Jugend. Rubin: „Ich will mit dieser Serie wieder die verloren gegangene Verbindung zwischen Spielern und Fans herstellen. Außerdem ist es mein Ziel, ein Tabuthema aufzubrechen und Spielern eine Plattform zu geben, um offen wie nie über ihre seelische Gesundheit zu sprechen. Das Feedback ist unglaublich.“

So hätten viele Profis regelrecht einen Seelenstriptease hingelegt: „Sie saßen mir gegenüber und haben geweint. Sie haben mich danach in den Arm genommen und einfach nur Danke gesagt, dass sie ihre Geschichte erzählen durften. Diese Momente werde ich nie vergessen. Deshalb werde ich dranbleiben, wir müssen diese Stille durchbrechen. Wir müssen füreinander da sein.“ Und: „Ich will Dinge bewegen im Leben. Ich habe mir das in den Kopf gesetzt und ich werde den Tennissport verändern, versprochen.“