Noch ehe Dominic Thiem heute (15 Uhr, ORF 1 live) im Endspiel der French Open gegen Rafael Nadal auf den Center Court Philippe Chatrier marschiert, hat der 25-Jährige bereits ein Stück rot-weiß-rote Tennis-Geschichte geschrieben. So ist der Lichtenwörther doch der erste Österreicher, der es zum zweiten Mal in ein Grand-Slam-Finale geschafft hat.

Der Weg dorthin war an Dramatik kaum zu überbieten. In einem Match, das sich über zwei Tage zog und insgesamt drei Mal wegen Regens unterbrochen werden musste, setzte sich Thiem im Halbfinale von Roland Garros gegen den Weltranglistenersten Novak Djokovic in einem wahren Krimi nach einer Nettospielzeit von 4:13-Stunden mit 6:2, 3:6, 7:5, 5:7, 7:5 durch. Damit fügte er dem Serben, der die letzten drei Grand Slams gewinnen konnte, die erste Niederlage auf Major-Ebene nach 26 Siegen zu. Die Belohnung ist die Neuauflage des letztjährigen Finales an der Seine, das Thiem gegen Nadal in drei Sätzen verloren hatte.

Gratulation zu diesem Triumph! Waren Sie am Freitag unglücklich, als die Partie im dritten Satz bei 3:1 für Sie abgebrochen wurde?
Dominic Thiem:Nein, ich lag mit Break voran. Die Bedingungen waren sehr hart, ich habe noch nie bei so starkem Wind gespielt. Und es war vorhersehbar, dass es zu einer Regenunterbrechung kommen würde. Jetzt bin ich natürlich glücklich. Es war meine erste Fünfsatzpartie in Roland Garros und ein episches Match mit vielen Höhen und Tiefen. Immer wieder Unterbrechungen. Ich hatte eigentlich immer das Gefühl, die Partie im Griff zu haben, doch am Ende wurde es nochmals richtig eng. Beide hatten die Chance auf den Sieg, aber ich hatte das bessere Ende für mich.

In den sozialen Netzwerken kommt Djokovic wegen seiner Mätzchen nicht gut davon – wie haben Sie das empfunden?
Für mich war sein Verhalten ganz normal. Aber vielleicht habe ich auch was übersehen.

Was ist Ihr Plan, um Nadal im Finale bezwingen zu können?
Es ist immer extrem schwierig, in diesem Stadion gegen Rafa zu spielen. Es ist die ultimative Herausforderung, wenn nicht sogar die Größte im Sport überhaupt. Ich habe sehr gut gegen ihn vor sechs Wochen in Barcelona gespielt und werde versuchen, es ähnlich zu machen. Ich möchte das positive Momentum von der Djokovic-Partie mit in das Match nehmen. Ich muss an mich glauben. Ich habe mir nochmals die Chance erarbeitet, hier den Titel holen zu können. Ich werde alles geben, um sie zu nützen. Ich bin auf alle Fälle frischer drauf, als im letzten Jahr. Da war alles Neuland und ich war auch etwas verkühlt. Jetzt bin ich erfahrener und topfit.

Auch keine Müdigkeit nach den anstrengenden Tagen?
Ich fühle mich gut, ich hatte Gott sei Dank in den Runden zuvor keine all zu langen Partien. Obwohl, die letzten beiden Tage waren hart. Vor allem wegen der Unterbrechungen. Aber ich bin voll von Adrenalin, ich werde im Finale bestimmt nicht müde sein.

Sie hatten im Gegensatz zu Nadal zuletzt keinen Tag Pause – finden Sie das fair oder wäre es besser, das Finale erst am Montag zu spielen?
Es ist okay so. Es ist nicht das erste Mal, dass das im Tennis passiert. Wir sind es gewöhnt, so ist unser Sport.

Wie sieht Ihr Fahrplan bis zum Start des Finales aus?
Ich war nach dem Match im Eisbad, habe ein bisschen gestretcht. Dann habe ich kurz etwas gegessen. Nach dem Pressetermin gibt es noch eine kurze Behandlung, dann schaue ich mir das Doppelfinale an, gehe noch etwas essen und dann bald ins Bett. Ich werde versuchen, neun bis zehn Stunden zu schlafen und dann startet die normale Matchvorbereitung.

Sie haben den Weltranglistenersten geschlagen und stehen im Paris-Finale – vielleicht kennt Sie Whoopi Goldberg jetzt besser. Wollen Sie ihr etwas ausrichten?
(lacht) Nein. Es war eine kuriose Sache, eine unglückliche Verkettung von Umständen. Das ist Vergangenheit. Meine Konzentration liegt auf dem Finale.