Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic und der deutsche Überraschungsmann Alexander Zverev bestreiten am Sonntag (19.00 Uhr MEZ) das Endspiel der ATP-Finals in London. Djokovic fertigte am Samstag im Halbfinale den Südafrikaner Kevin Anderson 6:2,6:2 ab und wahrte die Chance auf seinen sechsten Titel beim Abschlussturnier der Tennis-Saison.

Der 21-jährige Zverev hatte davor den Schweizer Roger Federer mit 7:5,7:6(5) bezwungen (großes Pfeifkonzert inklusive) und als erster Deutscher seit Boris Becker vor 22 Jahren beim Abschluss der Tennis-Saison das Endspiel erreicht. In der Gruppenphase hatte Zverev das Duell gegen Djokovic glatt in zwei Sätzen verloren.

Auch gegen Anderson war Djokovic souverän und siegte in 1:15 Stunden. Der Serbe, der das Finalturnier schon 2008 und zwischen 2012 und 2015 viermal in Serie gewonnen hat, schaffte gegen den 2,03 m großen Südafrikaner in beiden Sätzen früh ein Break und geriet nie in Gefahr. Im gesamten Turnier hat Djokovic noch kein Aufschlagspiel abgegeben und erst zwei Breakbälle (beim 6:4, 6:1 gegen Zverev in der Vorrunde) abwehren müssen.

Federer muss weiter auf den 100. Titel warten

Der sechsfache Finals-Sieger Federer muss weiter auf seinen 100. Titel auf der ATP-Tour warten. Die Entscheidung zugunsten von Zverev fiel im Tiebreak des zweiten Satzes. Weil ein Balljunge mitten im Ballwechsel den Ball fallen ließ, beschwerte sich der Deutsche zurecht, so dass der Punkt wiederholt werden musste.

Zverev erhielt reglementskonform nochmals einen ersten Aufschlag - und schlug ein Ass. Der gebürtige Hamburger gewann auch die nächsten zwei Punkte und nutzte nach 1:34 Stunden seinen zweiten Matchball mit einem Volley. "Ich wollte nicht, dass es so endet", entschuldigte sich der sichtlich aufgewühlte Zverev nach der Partie immer wieder. "Aber natürlich ist dieser Sieg gegen Federer sehr speziell."

Ein Teil der Zuschauer, die mehrheitlich den 37-jährigen Schweizer unterstützt hatten, pfiff Zverev daraufhin beim Siegerinterview aus. Die deutsche Nummer eins erhielt Unterstützung von Federer. "Pfiffe haben beim Tennis absolut nichts zu suchen", sagte der Schweizer. Und zum Missgeschick des Ballbuben meinte er: "Solche Sachen können halt passieren. Natürlich machte der Punkt einen großen Unterschied. Es normal, dass der Punkt wiederholt wurde."

Federer selbstkritisch: "Ich war nicht gut genug"

Zverev zeigte im sechsten Duell mit seinem Idol von Beginn an eine hoch konzentrierte Leistung. Er schlug sehr gut auf, ließ im ersten Durchgang keinen Breakball zu und nahm Federer einmal den Aufschlag ab. Im zweiten Satz gab jeder einmal den Aufschlag ab und im Tiebreak behielt der Außenseiter, der bisher drei Turniersiege der Masters 1000-Kategorie als Höhepunkte zu Buche stehen hat, die Nerven. "Zverev war heute sehr stark, und ich nicht gut genug", fasste Federer die Partie zusammen.

Vor Zverev war Becker der letzte Deutsche im Endspiel des ATP-Finals. 1996 verlor das deutsche Tennis-Idol in Frankfurt am Main im Finale gegen den US-Amerikaner Pete Sampras. Im Jahr zuvor hatte Becker das prestigeträchtige Event als bisher letzter Deutscher gewonnen.