Sie sind Mutter, Ehefrau, Eurosport-Expertin, Testimonial, Turnierbotschafterin beim Upper Austria Ladies Linz und noch vieles mehr. Wie schaffen Sie das alles?
BARBARA SCHETT: "Das frage ich mich auch oft (lacht). Das Zauberwort heißt: Organisation. Ich bin ein sehr organisierter und strukturierter Mensch. Das ist für uns das A und O. Mein Mann Joshua ist als Trainer von Samantha Stosur auch 25 Wochen im Jahr unterwegs. Es wäre ohne meine Eltern, die mich immer unterstützen, auch bei meinem Sohn, nicht möglich. Es funktioniert gut und macht mir Spaß. Ich bin ausgeglichener, wenn ich Mutter sein und meinen Job machen kann. Die Liebe zum Tennis ist so groß, es war immer fix, dass ich dranbleiben will. Das ist mir gelungen. Viel mehr darf es aber nicht mehr werden."

Viele Sportler fallen nach ihrem Rücktritt in ein Loch. Gab es diese Gefahr bei Ihnen nicht?
SCHETT: "Nein, es gab kein Loch. Überhaupt nicht! Wenn ich ehrlich sein darf: Ich bin schon ein wenig stolz darauf, wie ich den Übergang von meiner Karriere als Spielerin zur Karriere danach gemeistert habe. In
meinem letzten Profijahr 2004 habe ich überlegt, in welche Richtung möchtest du gehen?' und Ideen gesammelt. Ich wollte keine Trainerin werden, aber ich wollte vielleicht etwas mit Fernsehen machen, weil ich
sehr gerne rede (lacht). Schon während meiner aktiven Zeit gab es Anfragen von deutschen Eurosport-Kommentatoren, ob ich mit ihnen zusammen Matches kommentieren würde. Ich habe immer mein Netzwerk
gepflegt. Im Jänner 2005 habe ich dann aufgehört, und bei den French Open war ich schon für Eurosport im Einsatz, wenngleich noch nicht so wie heutzutage. Wenn ich meine Interviews von damals anschauen würde, bekäme ich sicher einen Schock."

Was sind Ihre Aufgaben als Botschafterin beim Upper Austria Ladies Linz?
SCHETT: "Ich führe die On-Court-Interviews, habe Meet and Greets, mache Führungen mit Schulkindern hinter den Kulissen, hole Spielerinnen für Interviews ab, eile zu Sponsoren-Terminen und nehme jeden Morgen an den Team-Meetings teil. Die Tage sind lang, und ich renne viel umher,
aber wenn man mich engagiert, dann bin ich mir für nichts zu schade und immer da, wo ich gebraucht werde. Mich hat es als Spielerin immer interessiert, was hinter den Kulissen eines Turniers alles passiert. Es
steckt irrsinnig viel Arbeit dahinter. Oft kennen die Spielerinnen die Turnierdirektoren gar nicht. Aber in Linz ist es anders. Sandra Reichel ist sehr nahbar, auch wenn sie enormen Stress hat. Sie hat für jeden immer ein persönliches Wort. Deswegen kommen die Spielerinnen auch so gerne
immer wieder. Ich kenne Sandra schon sehr lange, wir haben schon zusammen Doppel gespielt. Ich versuche, sie in dieser Woche zu unterstützen."

Was macht dieses Turnier aus Ihrer Sicht besonders?
SCHETT: "In Linz herrscht eine sehr familiäre, herzliche Atmosphäre. Außerdem werden traditionell sehr schöne Players‘ Partys zu einem bestimmten Motto gefeiert, und die spektakulären Fotos gehen dann raus in die Welt. Für mich persönlich hat das Turnier natürlich auch einen ganz besonderen Stellenwert, ich bin jetzt seit 26 Jahren mit
dabei! Ich habe hier 1992 eine meiner allerersten Wildcards bekommen, 1994 mein erstes WTA-Halbfinale erreicht, erstmals eine ehemalige Top-10-Spielerin geschlagen und 2004 meinen Abschied gefeiert. Das war einer der schönsten Tage meines Lebens, den Sandra für mich organisiert hat - mit all meinen Freunden und meiner Familie."

Dein Zuhause ist seit einigen Jahren Noosa an der australischen Sunshine Coast, wo Du mit deinem Sohn und deinem australischen Mann Joshua Eagle wohnst. Bist Du als Kosmopolitin dennoch überzeugte Österreicherin?
SCHETT: "Ja total! Ich sag immer: Australien ist mein Zuhause, aber meine Heimat ist Österreich. Ich bin zwar Weltenbummlerin und Weltbürgerin, aber mein Herz schlägt als Tiroler Herz, als österreichisches Herz. Immer wenn ich herkomme, geht mir das
Herz auf, wenn ich die Berge sehe und wenn ich meinen Dialekt sprechen kann. Da bin ich sehr verbunden, obwohl ich mein Leben in Australien und das Reisen liebe. Mich verbindet sehr, sehr viel mit Tirol und
Österreich, und das würde ich auch nie aufgeben."