So eine Schlappe hatte Serena Williams in ihrer Tennis-Karriere noch nie erlitten. Am 31. Juli wurde die 23-fache Grand-Slam-Siegerin in San Jose von Johanna Konta 1:6, 0:6 abgeschossen. Unmittelbar nach der deutlichen Niederlage sagte die 36-Jährige: „Ich habe so viele Dinge in meinem Kopf, ich habe keine Zeit, schockiert über diese Niederlage zu sein.“ Etwas mehr als zwei Wochen später ist klar, warum Serena nicht bei der Sache war: Unmittelbar vor Spielbeginn sah sie auf ihrem Smartphone, dass der Mörder ihrer Halbschwester Yetunde Price wieder auf freiem Fuß ist. Alle Erinnerungen kamen wieder hoch – und Serena ging auf dem Tennisplatz gnadenlos unter.

Maxfield erschoss 2003 in Los Angeles die damals 31-jährige Yetunde Price auf dem Beifahrersitz eines SUV. Sie war die älteste der fünf Williams-Schwestern und hinterließ drei Kinder. Maxfield wurde vier Monate nach der Tat festgenommen und 2006 zu 15 Jahren Haft verurteilt. „Ich habe diese Nachricht nicht aus meinem Kopf bekommen“, sagte Serena jetzt dem „Time Magazine“ über den Moment, in dem die Erinnerungen an die Tragödie wieder hoch kamen. Zehn Minuten vor Spielbeginn checkte Williams ihr Instagram-Profil und entdeckte, dass Robert Edward Maxfield frühzeitig wegen guter Führung aus dem Gefängnis entlassen wurde. „Egal, was passiert, meine Schwester kommt wegen guter Führung nicht mehr zurück. Es ist unfair, dass sie mich nicht mehr in den Arm nehmen wird.“

Und weiter: „Es war sehr hart, vor allen Dingen wegen ihrer Kinder und was sie für mich bedeuten. Ich liebe sie so sehr.“ Serena wurde am 1. September 2017 das erste Mal selbst Mutter – die Geburt ihrer Tochter Alexis Olympia war kompliziert, es folgten mehrere Operationen. Im Juli erreichte sie sensationell das Finale von Wimbledon, nach der Endspiel-Niederlage gegen Angelique Kerber sagte sie sichtbar emotional: „Ich bin wirklich froh, so weit gekommen zu sein. An alle Mütter da draußen: Ich habe heute für euch gespielt.“