Rafael Nadal ist und bleibt auch 2018 der große Favorit für die am Sonntag beginnenden French Open in Paris. Der Spanier, der am 3. Juni und damit eine Woche vor dem Herren-Finale seinen 32. Geburtstag feiert, kommt mit den jeweils elften Titeln in Monte Carlo und Barcelona, sowie dem achten Erfolg in Rom in die Stadt an der Seine.

Nadal und Roland Garros - diese Kombination ist schon vor dem Ende der Karriere des Mallorquiners ein Mythos geworden. Kaum zu glaubende zehn Mal hat Nadal das wegen der längsten Ballwechsel und des Sandbelags kräftezehrendste Turnier der Welt schon gewonnen. Und auch ein elfter Titel scheint nach den bisherigen Performances sehr gut möglich. Nur gegen Marin Cilic (Viertelfinale Australian Open) und gegen Österreichs Dominic Thiem (Viertelfinale Madrid) hat sich Nadal 2018 bisher beugen müssen: Er hält bei 23 Siegen und eben zwei Niederlagen.

Als größten Konkurrenten Nadals haben die Experten in Abwesenheit des großen Roger Federer, der wie im Vorjahr komplett auf die Saison auf Asche verzichtet, dieses Jahr aber Alexander Zverev auf dem Plan. Durch Federers Pause ist der Weltranglisten-Dritte auch als Nummer zwei gesetzt, womit es erst im Endspiel zum Showdown der beiden kommen könnte. Doch Zverev hat sich mit Titeln in München und zuletzt beim Masters-1000-Event in Madrid großartig eingeschlagen und scheint nun, aus deutscher Sicht endlich, in der Lage, auch bei den Major-Turnieren zuzuschlagen.

Auch im Vorjahr war der erst 21-jährige Hamburger als Rom-Sieger und Mitfavorit nach Paris gekommen, hatte dann aber gleich gegen Fernando Verdasco (ESP) in vier Sets verloren. Überhaupt ist Zverev in den "best of five"-Sätze gespielten Matches bei Grand Slams erst einmal im Achtelfinale (Wimbledon 2017) gestanden.

Zwei Semifinali in Folge

Aus rot-weiß-roter Sicht hat Dominic Thiem natürlich trotz eines bisher wankelmütigen Jahres durchaus alle Möglichkeiten, wie schon 2016 und 2017 weit in die zweite Turnierwoche vorzustoßen. Zwei Semifinali en suite hat der Lichtenwörther in Roland Garros hingelegt. Der zuletzt auf Platz acht zurückgefallene Thiem hat jedenfalls 720 Punkte aus dem Vorjahr stehen, ein frühes Aus kostet ihn die vor zwei Jahren in Paris geholte und seither nie abgegebene Top-Ten-Platzierung.

Sein Langzeit-Coach Günter Bresnik hält weder von Punktekalkulationen etwas, noch vom programmierten Saisonhöhepunkt oder auch den Blick auf mögliche Gegner in späteren Runden. "Ich habe es nicht mit Höhepunkten. Sind alle anderen Turniere Tiefpunkte? Ein Match ist ein Match, egal wann, wo und gegen wen. Ich muss meine optimale Leistung abrufen. Ich hasse diese Vorausschauerei", sprach Bresnik im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur wie immer Klartext. Und er warnte auch davor, einen Qualifikanten, gegen den Thiem in Runde eins antritt, zu unterschätzen. "Ein Qualifikant ist ja kein Freilos, da gibt es genug Patienten unter denen, die sehr gut spielen können. Ich zerbreche mir über die Ergebnisse nicht den Kopf, er muss gut spielen."

Vor Jahresfrist hatte Thiem als Co-Favorit neben Nadal gegolten, auch in diesem Jahr ist der diesjährige Buenos-Aires-Sieger und zuletzt Finalist in Madrid im erweiterten Favoritenkreis. Die Gefühlslage vor Paris spielt für Bresnik keine Rolle. "Ich fahre nicht mit Gefühlen zu Turnieren. Ich fahre mit einer Vorstellung hin wie er spielt und wie man sich darauf vorbereitet. Lyon ist für mich ein Teil der Vorbereitung. Ich möchte, dass eine Selbstverständlichkeit in sein Spiel reinkommt, die heuer noch nie da war. Das ist mir wichtig."

Darum hoffte Bresnik auch, dass sein Schützling nach Möglichkeit erst am späten Samstag, nach einem gewonnenen Endspiel in Lyon nach Paris reist. Denn Thiem, der für das Erreichen des Lyon-Finales am Freitag zwei Siege benötigte, braucht die Matches für diese fehlende Selbstverständlichkeit. "Es muss alles automatisch ablaufen. Ich kann nicht nachdenken, wenn einer mit 220 km/h serviert, wie ich jetzt retourniere."