Die Strecke, die bei den Olympischen Spielen mit dem Mountainbike zu bewältigen ist, hat LauraStigger schon lange im Kopf. Denn bei einem Test-Event sind sie und ihre Konkurrentinnen den Rundkurs in Izu vor zwei Jahren zuerst zu Fuß abgegangen und dann abgefahren. „Beim Gehen hat jede Einzelne gesagt: Das gibt es ja nicht. Das ist unmöglich zu fahren. Schon alleine für das Auge war das eine ganz andere Dimension, als wir es gewohnt sind“, erzählt die Tirolerin, nicht ohne in schönstem Dialekt anzumerken: „Das war richtig lässig.“

Dieser Nachsatz beschreibt die Mentalität der 20 Jahre jungen Mountainbikerin aus dem Ötztal gut. Sie liebt es, Risiko zu nehmen, ihre Grenzen immer wieder neu auszuloten. Nicht umsonst lautet ihr Motto „Olm volle!“, „immer Vollgas!“. Es ist ein ehrliches Grübeln in ihrem Gesicht, wenn man sie fragt, ob sie es hie und da auf dem Rad auch gerne langsam angeht. „Da habe ich ein ungutes Gefühl, da geht nix weiter. Da muss ich einen Gang härter schalten und zügiger fahren. Dann geht es wieder“, erzählt Stigger.

Dieses Tempo wird sie auch brauchen, um heute bei den Spielen in der Spitze mitfahren zu können. Die Strecke hat sie sich genau eingeprägt, besonders ihren markantesten Teil: einen 1,8 Meter hohen Sprung. „Da hat es Olympia-erprobte Athletinnen abgeworfen, richtig große Namen. Das zeigt, dass das nicht ohne ist.“

Hier testet Laura Stigger den 1,8 Meter hohen Sprung in Izu
Hier testet Laura Stigger den 1,8 Meter hohen Sprung in Izu © Armin Küstenbrück/EGO-Promotion

Der Name Stigger ist im österreichischen Radsport mittlerweile den meisten bekannt. Auf Junioren-Ebene hat sie einst alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Große Augen machten die Fans 2018, als die mehrfache Junioren-Europa- und Weltmeisterin aus heiterem Himmel auf der Straße das Junioren-WM-Rennen gewonnen hat. Der Rummel um ihre Person sei natürlich immer mehr geworden, erzählt Stigger. „Aber ich bin immer noch der gleiche Mensch. Ich fahre einfach gern mit dem Rad. Und es ist auch schön, wenn ich mit anderen darüber plaudere, was ich gern mache.“ Und so plaudert sie munter weiter: In Tokio herrschen andere Temperaturen, andere Verhältnisse, als man es beim Mountainbiken gewohnt sei. Auch andere Steigungen. „Die Strecke hat kurze, knackige Anstiege. Da hast du keine Zeit zu rasten. Du musst wirklich in jeder Sekunde voll da sein. Sonst liegst du irgendwo“, sagt Stigger. Und schließlich kommt sie wieder zum Vorschein, ihre Einstellung, mit der ihr in Tokio eine Überraschung gelingen kann: „Mir liegt die Strecke. Ich bin meist gut drauf, wenn mich ein Rennen herausfordert.“

Apropos gut drauf: Beim Rennen der Herren in Izu setzte sich der Brite ThomasPidcock vor dem Schweizer MathiasFlückiger durch. Der Tiroler MaximilianFoidl belegte Rang 17 im 38-köpfigen Feld.