Die Erfolgsbilanz des österreichischen Radsports wurde in den vergangenen Wochen ordentlich aufpoliert. Zu Beginn der aktuellen Rennsaison gab es neun rot-weiß-rote Platzierungen unter den besten zehn bei den drei großen Landesrundfahrten – nun sind innerhalb kürzester Zeit drei weitere dazugekommen. Erst belegten Patrick Konrad (Bora) und Hermann Pernsteiner (Bahrain-McLaren) beim Giro d’Italia die Plätze acht und zehn, kürzlich ließ Konrad-Teamkollege Felix Großschartner mit dem neunten Endrang bei der Vuelta a España aufhorchen.

Die heimischen Radfahrer befinden sich auf einer Erfolgswelle, deren Basis schon vor Jahren gelegt wurde, sagt Patrick Konrad: „Diese Erfolge waren absehbar. Die Jahrgänge, die heute diese Ergebnisse holen, haben auch schon in der U23 Erfolge gefeiert. Damals wurde viel richtig gemacht.“ Und das wirkt sich nachhaltig auf das Ansehen der österreichischen Sportler aus. „Früher“, erzählt der Giro-Achte Konrad, „waren in italienischen Spitzenteams nur Italiener, in den französischen die Franzosen. Heute sind die Teammanager da viel offener – und sie sehen: In anderen Teams sind die Österreicher erfolgreich, wieso sollte das nicht auch bei uns der Fall sein?“ Das jüngste Beispiel dafür ist Gregor Mühlberger, der das deutsche Bora-Team verlässt und ab 2021 beim spanischen Rennstall Movistar unter Vertrag steht. Darüber hinaus hat „Österreich im Radsport mittlerweile ein großes Netzwerk“, sagt Konrad.

In Spanien war Großschartner sogar Team-Kapitän. Auch das spiegelt das Vertrauen wider, das in die Österreicher gesetzt wird, die auch in den großen Teams mehr und mehr Freiheiten bekommen und nicht mehr ausschließlich in Helferrollen schlüpfen. Oder um es in den Worten von Patrick Konrad zu sagen: „Österreich hat als Radsport-Nation mittlerweile einen Stellenwert.“

Nachhaltig war also nicht nur die Arbeit mit den derzeit erfolgreichen Radprofis, nachhaltig soll auch ihr Erfolg selbst sein. Sie hoffen, damit etwas bewegen zu können. „Ich kann mich noch gut erinnern, als ich 15, 16 Jahre alt war. Damals war Bernhard Eisel für mich der größte Held“, sagt Großschartner. Teamkollege Konrad bläst in dasselbe Horn: „Es wäre toll, wenn wir so mehr junge Menschen für den Radsport gewinnen könnten.“