Langsam wird das Puzzle komplett: Der Radsport-Weltverband UCI nannte am Mittwoch vier Namen von Sportlern, die angeblich in den Doping-Skandal rund um den Deutschen Mediziner Mark S. aus Erfurt, der im Rahmen der "Operation Aderlass" aufgedeckt worden war,  involviert gewesen sein sollen: Es sind dies die Ex-Profis Alessandro Petacchi (ITA) und Borut Bozic (SLO) sowie die aktuellen Profis Kristijan Durasek (CRO) und Kristijan Koren (SLO). Sie wurden laut der Mitteilung über mögliche Regelverstöße, nämlich den Gebrauch einer verbotenen Methode, informiert und suspendiert. Damit sind 15 der angeblich 21 verwickelten Sportler bekannt.

Die UCI beruft sich auf Informationen, die sie von österreichischen Behörden erhalten hat. Der Sprecher des Bundeskriminalamtes, Vincenz Kriegs-Au, erklärte auf Anfrage der APA - Austria Presse Agentur, dass die Namen im Zuge eines europaweiten Informationsaustausches bei Europol in Den Haag bekannt geworden seien. In Österreich sei aber gegen keinen dieser vier Sportler ein Verfahren anhängig.

Die "Operation Aderlass" zur Aufdeckung eines Blutdopingrings hatte mit Razzien während der Nordischen Ski-WM in Seefeld sowie in Deutschland (Erfurt) am 27. Februar für Aufsehen gesorgt. Dabei hatten die Behörden wichtige Beweise gesammelt. Der österreichische Skilangläufer Max Hauke etwa war während der Rückführung von Eigenblut vor einem Rennen erwischt worden.

Die in dieser Doping-Affäre federführende Anti-Doping-Staatsanwaltschaft München I hatte erklärt, 21 Sportler (in der Mehrzahl Männer) aus acht Ländern und fünf Sportarten seien verdächtig, in den Fall verwickelt zu sein. Der Großteil von ihnen hat Geständnisse abgelegt, teilweise nach der Festnahme, zwei von ihnen (Georg Preidler und Danilo Hondo) unter dem Druck der Ereignisse auf eigene Initiative. Nun sind 15 Namen und sieben von acht Herkunftsländer (Österreich/5, Estland/3, Deutschland/2, Slowenien/2, Italien/1, Kroatien/1 und Kasachstan/1) bekannt.

Petacchi wies alle Vorwürfe zurück

Petacchis Name war schon am Dienstag in italienischen Zeitungen genannt worden. Der 45-Jährige erklärte am Rande des Giro d'Italia, er sei nie bei Mark S. gewesen, habe nie eine Bluttransfusion erhalten und wisse nicht, wieso sein Name im Zuge der Ermittlungen aufgetaucht sein soll. Der Sprintstar hatte in den 2000er-Jahren zahlreiche Siege, unter anderem bei der Tour de France (6 Etappensiege), dem Giro d'Italia (22) und der Vuelta a Espana (20) gefeiert. Er hatte seine Karriere 2015 beendet.

Bozic (38) hat seine aktive Karriere im Bahrain-Team mit Jahresende 2018 beendet und fungiert nun in dem Rennstall von Vincenzo Nibali und Hermann Pernsteiner als einer der Sportdirektoren. Koren (32) war aktuell im Giro d'Italia engagiert und Durasek (31) trat im UAE-Trikot am Mittwoch nicht mehr zur 4. Etappe der Kalifornien-Rundfahrt an.