Grüne Sakkos haben in den nächsten Tagen in der Golfwelt wieder Hochsaison. Wer im Besitz eines dieser Jacketts ist, trägt es mit Stolz. Speziell jene, die dafür über 72 Löcher eine grandiose Leistung ablieferten. In Augusta erhält der Champion seit 1949 das "Green Jacket" überreicht, das er für ein Jahr mit nach Hause nehmen darf. Danach muss er es im Klubhaus lassen, bei jedem Besuch wird es ihm ausgehändigt. Es ist der Traum eines jeden professionellen Golfspielers, in den Besitz dieses Sakkos zu gelangen.

Natürlich ist es auch ein Ziel von Bernd Wiesberger, das exklusivste Golfturnier der Welt für sich zu entscheiden. Der Burgenländer ist Realist genug, um seine Chancen richtig einzuschätzen. Er müsste über die vier Tage sein bestes Golf abrufen, die Fehlerquote gering halten und viele Birdies produzieren. Mit der Quote seiner Schlaggewinne war der 35-Jährige aber in den letzten Wochen nicht zufrieden. "Mir fällt es momentan schwer, tiefe Runden zu schießen." Für Wiesberger ist es die sechste Teilnahme in Augusta, noch nie hat er den Cut verpasst. Es ist  ihm aber beim Masters auch noch nie gelungen, eine Runde unter 70  Schläge (zwei unter Par) zu spielen. Dreimal schaffte er die 70 auf seiner Scorekarte zu notieren. Der 35-Jährige weiß genau, was für eine ausgezeichnete Runde vonnöten ist. "Für ein tiefes Score in Augusta benötigt man eine hervorragende mentale Verfassung, sonst ist der Platz nur schwer zu knacken."

Schnelle Grüns

Da der Österreicher beim Valero-Texas-Open nicht den Cut geschafft hatte, reiste er schon am Sonntagabend mit einigen anderen Spielern in Augusta an. In den letzten Tagen absolvierte er mehrere Trainingsrunden auf dem Augusta National GC. Dabei versuchte Wiesberger, der die Tage davor intensive Einheiten auf der Driving Range abspulte, seine neuen Erkenntnisse im Spiel umzusetzen. "Der Kurs ist um einiges schwieriger als zuletzt im November. Vor allem die Grüns sind härter und deutlich schneller. Ein Umstand, der das Anspielen der Fahnenpostionen erschwert", erklärt der Österreicher, der heute um 11.30 Uhr (Ortszeit) das Masters in Angriff nehmen wird. "Mein Blick ist nach vorne gerichtet", sagt Wiesberger, der eine Rindssuppe, Tafelspitz und Kaiserschmarrn nächstes Jahr beim Champions Dinner servieren lassen würde, sollte er heuer das Turnier gewinnen.

Großer Favoritenkreis

88 Spieler haben heuer die Möglichkeit, sich den Sieg zu holen. Insgesamt geht es um ein Preisgeld von elf Millionen Dollar, der Sieger darf sich über mehr als zwei Millionen Dollar Belohnung freuen. Ein Vielfaches davon winkt dem Champion danach. Immerhin resultieren aus diesem Erfolg für gewöhnlich sehr lukrierende Werbeverträge. Die Liste der Spieler, die für den Sieg infrage kommen, wird von Jahr zu Jahr länger, da die Dichte an potenziellen Gewinnern immer größer wird. Auch bei den Wettbüros gibt es keinen klaren Favoriten. Titelverteidiger Dustin Johnson liegt etwa bei tipp3 mit einer Quote von 10 (man erhält also das Zehnfache seines Einsatzes) voran, dahinter folgen seine US-Landsleute Bryson DeChambeau, Justin Thomas und Jordan Spieth (alle 12), der Spanier Jon Rahm (13) wird als erster Europäer angeführt.