Fast ein wenig ironisch hätte man die Wettervorhersage deuten können: Während in den vergangenen Wochen, als Sportstätten geschlossen bleiben mussten, oft frühsommerliche Temperaturen herrschten, war just für den 1. Mai, dem Tag, an dem zumindest einige Sportstätten wieder öffnen durften, Regenwetter prognostiziert. Davon ließen sich die zahlreichen Golfer des Landes aber nicht beirren. „Binnen weniger Stunden nach Öffnung der Reservierungsmöglichkeiten waren sämtliche Startzeiten auf den Golfplätzen quer durch die Steiermark ausgebucht“, sagt Prokurist und Marketingchef Gerald Stangl von der Murhof Gruppe.
Und auch das Wetter sollte den Golfern hold sein. Der Blick nach dem Aufstehen aus dem Fenster zeigte: etwas feucht, aber nicht regnerisch. Und ab Mittag schaute auch noch die Sonne vorbei. So war es nicht verwunderlich, dass die Parkplätze von Graz über Maria Lankowitz bis ins Murtal bis auf den letzten Platz gefüllt waren. Probeschwünge wurden teilweise noch neben dem eigenen Pkw durchgeführt, denn eine der Vorgaben lautet: Eher knapp zur Abschlagszeit kommen und die Anlage nach der Runde zügig wieder verlassen, um den Kontakt zu anderen Personen zu reduzieren.

Ohne die üblichen Rituale, wie etwa das ausgiebige Einschlagen oder den Kaffee im Klubhaus vor der Runde, war den Golfern vor allem eines ins Gesicht geschrieben (der Mund-Nasen-Schutz muss nur im Sekretariat bei der Anmeldung getragen werden, zudem schützt Plexiglas die Golfklub-Mitarbeiter): Die Erleichterung, endlich wieder ihrer Leidenschaft nachgehen zu können und so einen weiteren Schritt Richtung Normalität zu machen. Security-Mitarbeiter, die auf ausgewählten Golfanlagen abgestellt waren, um Bilder wie in den Baumärkten zu verhindern, mussten nicht eingreifen. „Alle waren sehr diszipliniert“, sagt Stangl.

Rechts, links. Die ersten Abschläge vieler guter bis mittelguter Golfspieler fanden nicht den direkten Weg zum Loch. „Fore!“, schreit man in diesem Fall, um andere Spieler auf dem Platz vor einem heranrauschenden Ball zu warnen. Aber das ist beim Golfspiel nichts Außergewöhnliches. Und auch sonst wirkte während der Runde „eh alles wie immer“. Nur der Andrang, der war eben besonders. „So einen Tag hat Golf-Österreich noch nie erlebt“, sagt Stangl. Üblicherweise hätte man an Feiertagen um die 180 Personen, die pro Anlage spielen. Diesmal wären es bis an die 290 gewesen. „Die ersten haben zwischen 5.30 und 6 Uhr in der Früh abgeschlagen.“ Die letzten mit dem Einbruch der Dunkelheit. Nicht wenige Spieler machten sich nach der Morgenrunde auf zu einem anderen Platz, um noch einmal zu spielen.

Eines kann man nach Tag eins Sportstätten-Wiedereröffnung mit ruhigem Gewissen sagen: Die Menschen haben sich danach gesehnt. Und sie haben akzeptiert, sich an Vorgaben zu halten, um ihrer Leidenschaft wieder regelmäßig nachgehen zu können. Auch heute heißt es wieder: „Fore!“