Mit neun chippte Roy McIlroy Golfbälle in Waschmaschinen, mit 25 ist er jetzt British-Open-Champion. Nordirlands Golfstar wandelt als dreifacher Major-Sieger auf den Spuren der Golf-Legenden Jack Nicklaus und Tiger Woods.

Der britische TV-Moderator Gerry Kelly musste 1999 schon so eine Vorahnung gehabt haben, dass aus dem kleinen Rory McIlroy ein großer Golfstar wird. Im zarten Alter von neun Jahren chippte der pausbäckige Schüler aus der nordirischen Kleinstadt Holywood in Kellys gleichnamiger Fernseh-Show Golfbälle in eine Waschmaschine. "Die Amerikaner haben Tiger Woods, wir haben den jungen Rory!", sagte Kelly zum Abschied - 15 Jahre später krönt McIlroy mit dem Sieg bei der 143. British Open in Royal Liverpool Golf Club seine Karriere. Es war bereits sein dritter Major-Titel.

"Ja, ich bin sehr stolz auf mich", sagte McIlroy. "Mit 25 hier zu sitzen und bereits mein drittes Major gewonnen zu haben, stark. Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Punkt in meiner Karriere so schnell erreichen würde." 2011 dominierte er die US Open in Bethesda. Ein Jahr später gewann er im Kiawah Island Golf Resort die PGA-Championship. Der Nordire ist erst der dritte Spieler in der langen Geschichte des Golfsports, der im Alter von 25 Jahren Siege bei drei unterschiedlichen Major-Turnieren vorweisen kann. Das war zuvor nur Jack Nicklaus und Tiger Woods gelungen.

Die Siegerehrung auf dem 18. Grün genoss der "Celtic Tiger". Immer wieder küsste McIlroy erleichtert die "Claret Jug" - eine silberne Rotwein-Karaffe, die der British-Open-Champion als Trophäe überreicht bekommt. Der Druck war riesig gewesen. Sechs Schläge Vorsprung hatte er vor der Schlussrunde auf die Konkurrenz. Doch McIlroy behielt die Nerven. Am Ende siegte er auf dem Dünenplatz an der Nordwestküste Englands zwei "strokes" vor dem Spanier Sergio Garcia und Rickie Fowler aus den USA, die sich den zweiten Platz teilten.

Jetzt hofft McIlroy, dass mit dem Erfolg auch wieder etwas Ruhe und Konstanz in sein Leben einkehrt - zu turbulent waren die vergangenen zwei Jahre. 2012 spielte er das bisher beste Golf in seiner Karriere, eilte bei den Turnieren von Sieg zu Sieg. Am Ende des Jahres stand er in den Geldranglisten der europäischen als auch der amerikanischen Profi-Tour ganz oben. "Roars" war die klare Nummer eins der Welt.

Dann kam der Mega-Deal mit dem Sportausrüster Nike. Weit über 200 Millionen Dollar soll McIlroys Unterschrift unter dem Zehn-Jahres-Vertrag wert gewesen sein. Doch danach traf der Nordire keinen Ball mehr, die Erfolgsserie war gerissen. Erst im Dezember 2013 konnte er mit den Australian Open in Sydney wieder ein Turnier gewinnen. Im Mai diesen Jahres sorgte er privat für Aufsehen, als er sich nur wenige Tage nach dem Verschicken der Hochzeitseinladungen von der Top-Tennisspielerin Caroline Wozniacki trennte. Kurioserweise gewann auch die Dänin am Sonntag erstmals in diesem Jahr wieder ein Turnier.

Aber mit der Vergangenheit hält sich McIlroy meist nicht all zu lange auf. Neue Ziele sind schnell gefunden. "Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten April", sagte er. Beim Masters in Augusta will er den Karriere-Grand-Slam perfekt machen. Bisher konnten in der langen Geschichte des Golfsports nur fünf Spieler alle vier Majors gewinnen: Nicklaus, Woods, Gary Player, Ben Hogan, Gene Sarazen - McIlroy will der Sechste sein. Zuzutrauen ist es dem Star aus Holywood.