Unverhofft kommt oft, zumindest bei Julian Zehner. Als vielversprechendes Talent auf der Außenangreifer-Position entdeckt und gefördert, steht der 17-Jährige mittlerweile für den UVC Graz als Libero auf dem Parkett. So auch beim bisher einzigen Sieg in der Mevza zu Hause gegen Bratislava. "Es ist dann doch alles schnell gegangen. Zwar ist im letzten Jahr im Training schon sehr viel weitergegangen, dass mir die Trainer aber so schnell das Vertrauen schenken, hat mich selbst überrascht", erzählt Zehner, der trotz perfekter Namens-Voraussetzungen nicht mit der Nummer zehn spielt. Als Libero übernahm er für Niklas Steiner, der aufgrund seines Studiums in diesem Jahr etwas kürzer treten muss.

Die Chance zu bekommen, ist die eine Sache, die Chance zu nützen, eine ganz andere. Trotzdem erspielte sich das Nachwuchstalent bereits Sympathien in Vorstand und Mannschaft. "Er ist ein cooler junger Typ, der keine Nerven zeigt. Er ist ein riesiges Talent und wenn er so weiterspielt, führt bei uns und auch im Nationalteam kein Weg an ihm vorbei", meint UVC-Manager Frederick Laure. Bis es so weit ist, werden im Raiffeisen-Sportpark aber noch zahlreiche Bälle gepritscht, gebaggert, aber nicht geschlagen – zumindest bei Zehner. "Als früherer Außenangreifer vermisst man das Abschlagen am Netz natürlich. Mir gefällt es aber immer besser und ich bin wirklich zufrieden mit meiner Position."

Diese könnte er am Mittwoch (19 Uhr) im CEV-Cup gegen Bratislava erneut von Beginn an einnehmen. Davor drückt der 17-Jährige in seinem Maturajahr eifrig die Schulbank, was zu einem ziemlich vollen Terminkalender führt. "Es ist schon ein bisschen stressig, am Ende aber auch nur Einteilungssache. In der Früh wird halt in der Schule trainiert, am Abend dann in der Halle, das geht sich schon aus", sagt Zehner, der die Volleyballakademie an der HIB Liebenau besucht. Der Libero gilt als akribischer Arbeiter, perfektionistisch und extrem selbstkritisch, was ihm manchmal sogar im Weg steht. Grundsätzlich sehen die Grazer in ihm aber einen zukünftigen Stammspieler. "Ich habe jetzt noch keine fixen Pläne, will die Schule abschließen und wenn es geht, auch einmal ins Ausland."

Derzeit nimmt er aber noch die Rolle als Nesthäkchen bei den Steirern ein – mit allem, was dazugehört. Aufbauen, Abbauen und die Belustigung der Teamkameraden stehen auf seiner To-do-Liste. "Als Neuer muss ich nach den Trainings immer einen Witz parat haben, um für Stimmung zu sorgen. Das ist mir bisher immer gelungen." Über seine Witze lacht Lorenz Koraimann nicht mehr. Aber nur, weil er nach seiner Hochzeit unter neuem Nachnamen als Lorenz Rössl für die Grazer auf Punktejagd geht.