Nach den zwei sensationellen Siegen gegen Tschechien und die Ukrainehaben es Österreichs Handballherren heute in der Wiener Stadthalle freilich selber in der Hand, die Hauptrunde zu erreichen. Die wird dann ab Donnerstag ebenfalls in Wien ausgetragen und die ersten der vier Spieltage sind bereits ausverkauft. Bereits bei der Heim-EM 2010 ist Österreich der Sprung in die zweite Phase der kontinentalen Meisterschaften gelungen. Damals reichte ein dritter Platz in der Vorrunde. Seit heuer muss man aber unter die top Zwei.

So steigt Österreich in die Hauptrunde auf

Im letzten Spiel der Vorrundengruppe B stellt sich heute Nordmazedonien zwischen Österreich und die Hauptrunde und Nordmazedonien ist Kiril Lazarov. Der rechte Aufbauspieler ist Nationalheld, Schalter und Walter im Handballteam und wohl einer der besten Linkshänder der Welt. "Mit ihm ist Nordmazedonien eine andere Mannschaft", sagt Österreichs Trainer Ales Pajovic. Dennoch ist der heutige Gegner mehr als nur ein 39-jähriges Wurfmonster. "Sie sind generell eine körperlich sehr starke Mannschaft", sagt Kreisspieler Fabian Posch (32). Die Mannschaft ist gespickt mit Champions-League-Spielern und -Siegern. Einer davon ist der bullige Kreis Stojance Stoilov. Bekommt er den Ball, herrscht Alarmstufe Rot.

"In den Griff bekommen kann man ihn nicht, man muss nur versuchen, den Schaden, den er anrichtet, zu minimieren", erklärt Posch, der sich den Brocken mit 110 Kilogramm zur Brust nehmen wird. Mit einem Sieg fixiert Österreich den Einzug in die Hauptrunde. "Die Motivation ist nicht nur deswegen sehr hoch, wir haben mit ihnen noch ein paar Rechnungen offen." Immerhin hat Österreich bei Großereignissen noch keinen Sieg gegen die Balkan-Truppe eingefahren. Und die Halle wird heute kochen, die Fans sind frenetisch und laut. Mit bislang sieben Treffern ist Posch der viertbeste Werfer der Österreicher.

Dabei hatte er nach einem Zerwürfnis mit Ex-Trainer Patrekur Johannesson eigentlich mit dem Team abgeschlossen. Er musste viel einstecken. "Eine Zeit lang war diese Kritik berechtigt. Da war ich nicht in dieser körperlichen Verfassung und hatte vielleicht auch ein paar Kilogramm zu viel", sagt er, "aber in jungen Jahren weiß man es nicht immer richtig einzuschätzen, dass Menschen mit Kritik dir nichts Böses wollen. Da ist das schwer zu akzeptieren, wie auch den Fehler bei sich zu suchen." Der Wechsel nach Krems 2016 war eine Initialzündung. Er bekam viel Spielzeit und richtig Biss, sich zu schinden. Nun ist er fitter denn je – obwohl er nebenbei auf der FH studiert.

Ein Anruf genügte

Unter Johannesson wäre der Ligaspieler der vergangenen Saison auch für die Heim-EM nicht mehr zurückgekommen, doch dann rief Pajovic am Tag nach seinem Amtsantritt an. "Ich liebe die Atmosphäre im Team und natürlich ist man gerne bei Spielen vor so einer Kulisse dabei – speziell bei einer Heim-Euro. Da fiel mir das Ja nicht sonderlich schwer."