Am Heumarkt in Wien herrscht grundsätzlich Bauverbot. Als Spekulanten auf der Fläche vor knapp zehn Jahren ein Immobilien-Projekt realisieren wollten, stoppte die Stadt nach Protesten das Vorhaben. Keine Widersprüche hingegen erntete Hannes Jagerhofer. Der Mr. Beachvolleyball hat fast unbemerkt ein imposantes Gebäude bzw. eine Beachvolleyballarena aus dem Boden gestampft. „Eine zweite Wiener Oper“, beschreibt der 59-Jährige sein neues Refugium. Auf der Donauinsel wäre das Turnier aufgrund von Corona nicht organisierbar gewesen. Und weil Jagerhofer keine infrastrukturellen Herausforderungen scheut, wurde es eben der Heumarkt.

25 Meter hoch ist die Arena. Anderes als in Klagenfurt (5500) und auf der Donauinsel (7000) bietet sie aber lediglich Platz für 2700 Fans, die in Logen verfrachtet worden sind. „Wie in einer Muppetshow“, sagt der Feldkirchener grinsend und schildert die Dimensionen des Projekts. „Die Arena steht auf 1200 Bollern, die das Gewicht auffangen um das unterkellerte Gewölbe zu schützen.“ Und erstmals in der 25-jährigen Geschichte von Beachvolleyball in Österreich wurde jeder einzelne Platz verkauft. Wobei Jagerhofer relativiert: „Nur aufgrund von zusätzlichen Kosten. Ich muss ja jetzt jeden Zuschauer auf seinen Platz zuweisen. Im Gesamtbudget von 4,9 Millionen Euro sind die 80.000 Euro die nach Steuern von den Tickets übrig bleiben natürlich vernachlässigbar.“

Jagerhofer hat es also wiedereinmal geschafft. Einer Pandemie und damit den verbundenen Nebengeräuschen zum Trotz wurde Beachvolleyball nach der Absage 2020 wiederbelebt. „Ein weiteres Jahr Pause hätte das Turnier nicht überlebt“, weiß der Geschäftsmann. In Wien fühle er sich gut aufgehoben, es herrsche keine toxische Polemik. Ob er demnach eine Rückkehr nach Klagenfurt ausschließt? „Der Ball liegt bei Wien, ob sie ihr Einverständnis erteilen. Ohne Klagenfurt wäre ich nicht in Wien. Aber ohne Wien gäbe es das Beachvolleyball-Turnier nicht mehr“, betont der Kärntner, der sich auf die Fahnen heften kann, das selbst bei Olympia in Tokio noch vom Wimbledon des Wörthersees gesprochen worden ist. Er lässt aber eine Hintertür offen: „Eine Rückkehr ist überlegenswert, wenn Wien ja sagt.“ Aber klar ist auch, dass ein Turnier nicht billiger geworden ist. Mit knapp zwei Millionen Euro muss in jedem Fall kalkuliert werden.

Zum Sportlichen: Wien wird zum Ende einer Ära. Das Beach-Duo und somit die sportlichen Aushängeschilder Clemens Doppler/Alexander Horst (gemeinsam EM-Bronze 2014 und WM-Silber 2017 geholt) werden ihre internationale Zusammenarbeit nach insgesamt neun Jahren beenden. Außerdem ist das Antreten ihrer möglichen rot-weiß-roten Nachfolger Pristauz/Ermacora höchst fraglich. Martin Ermacora hat sich noch nicht gänzlich von den Folgen eines unverschuldeten Autounfalls in der Vorwoche erholt. Angeführt wird das Männer-Feld von den frischgebackenen Olympia-Siegern Anders Mol/Christian Sörum (NOR).
Bei den Damen steht das heimische Duo Katharina Schützenhöfer/Lena Plesiutschnig im Fokus und vor lösbaren Aufgaben in ihrer Gruppe.