Wohl jeder sportaffine Mensch schaut heute Nacht (0.30 Uhr) nach Miami, wo der Super Bowl, das Finale der National Football League (NFL), zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers über die Bühne geht.

Knapp dreieinhalb Autostunden von Miami entfernt halten sich gerade zwei Österreicher auf, die hoffen, auch einmal in der NFL spielen zu dürfen: Sandro Platzgummer (Runningback, Raiders Tirol) und Bernhard Seikovits (Tight End, Vienna Vikings). Sie wurden gescouted und haben sich bei einem ersten Sichtungstraining so gut präsentiert, dass sie als zwei von insgesamt nur neun Spielern weltweit ins Trainingscamp in die USA eingeladen worden sind, um sich dort für einen Platz in einem NFL-Team zu empfehlen.

"Sandro ist seit jüngstem Alter ein athletisches Ausnahmetalent", sagt Österreichs Football-Teamchef Max Sommer. "Er ist schnell, wendig. Aber nicht zu zart. Dazu ist er enorm wiff, studiert Medizin. Sandro ist mindestens so gut, wie die amerikanischen Import-Spieler, die in der österreichischen Bundesliga spielen", lobt Sommer den 22-Jährigen.

Ähnlich lobende Worte findet Sommer für Seikovits. Der ebenfalls 22-Jährige sei "speziell. Denn er hat trotz seiner Größe von 1,97 Metern eine gute Hand-Augen-Koordination. Er fängt den Ball wie ein 1,80 Meter großer Spieler." Das Besondere an Seikovits: "Er spielt erst seit wenigen Jahren als Receiver. Zuvor war er Quarterback, bei der Junioren-EM 2015 in Dresden ist er noch zum Final-MVP gewählt worden - als Quarterback." Übrigens: Bei selbem Turnier wurde Platzgummer zum besten Spieler des Turniers gewählt.

"Straight outta Europe" - "Direkt aus Europa"

Eine Tatsache freut Sommer am Erfolg der beiden Österreicher besonders. "Sie kommen 'straight outta Europe'. Also direkt aus Europa, ohne eine Zwischenstation in den USA an der Highschool oder am College. Das zeigt, dass man es auch aus der österreichischen Bundesliga heraus schaffen kann. Ich denke, dass wir hier eine gleich gute Footballausbildung schaffen können, wie das Schulsystem in Amerika."

Dass Österreich mit Platzgummer und Seikovits als einzige Nation zwei Spieler beim Sichtungstraining stellt, "ist eigentlich ein unrealer Erfolg".

Vor allem die österreichischen Tugenden könnten ein Trumpf für das Duo sein. Sommer: "Was will ich abseits der großen Stars im Team haben? Verlässliche Arbeiter. Das bringen beide mit. Wie Jakob Pöltl im Basketball. Für die Football-Community ist das eine Riesensache, dass Sandro und 'Seiko' dort dabei sind. Egal, ob sie einen Platz in einem Team bekommen oder nicht."

Die Entscheidung darüber fällt in einigen Wochen.