LeBron James weiß, wie man Meister wird. Das hat der 35 Jahre alte Small Forward mit dem Spielmacher-Gen aus Akron, Ohio, nun zum vierten Mal bewiesen. Schon bei seinem Wechsel von Cleveland nach Los Angeles vor zwei Jahren hatte der „King“ vollmundig angekündigt, die Lakers wieder zurück ins Rampenlicht zu führen. Und weil dieses Jahr mit Anthony Davis ein weiterer Top-fünf-Spieler der Liga die Lakers verstärkt hat, konnte dieses Versprechen auch eingelöst werden.

In der Nacht auf Montag krönten sich die Lakers zum 17. Mal in der Klubgeschichte zu Champions – und sind damit ex aequo mit den Boston Celtics Rekordmeister. Nach sechs Spielen konnte das Überraschungsteam aus dem Osten, Miami Heat, schließlich niedergerungen werden (106:93).

Krönung einer hollywoodreifen Saison

Ein gewichtiger Grund für seinen Wechsel zu den Lakers sind LeBrons Pläne, nach seiner aktiven Karriere im Filmbusiness mitzumischen. Sein Ruhm und sein Vermögen werden ihm dabei helfen. Doch in diesem Jahr hat James auch bewiesen, dass er ein Gespür für das in Hollywood so wichtige Pathos hat. Würde der diesjährige Weg zum Titel verfilmt, würde das Kitschbarometer wohl explodieren. Die Corona-Pandemie machte die Saison zur bislang außergewöhnlichsten der Liga-Historie, die NBA trat – als erste große Liga in den USA – geschlossen gegen die überbordende Polizeigewalt gegen Afroamerikaner auf und mit Kobe Bryant verunglückte eine der schillerndsten Figuren der Franchise-Geschichte tödlich. Bei aller Tragik waren diese Umstände perfekte Zutaten für ein Hollywood-Märchen der Extraklasse – mit LeBron in der Titelrolle.

Erster Titel seit zehn Jahren

Mit dem Lakers-Titel ist eine zehn Jahre lange Durststrecke zu Ende. 2010 holten die Lakers zum letzten Mal den Titel. Damals führte das charismatische Ausnahmetalent Kobe Bryant die Lakers zum Titel. Seit damals häuften sich die Rückschläge. Als im Jänner Lakers-Ikone Bryant bei einem Helikopter-Absturz ums Leben kam, war für viele der Tiefpunkt erreicht. Zugleich war damit klar: Der Titel muss wieder in die Pazifik-Metropole zurückkehren – für Kobe! Die Lakers-Fans stellten sicher, dass alle diese Botschaft vernehmen konnten. Die Lakers sind zurück – Mission accomplished!

Doch auch ein Sieg von Miami Heat, dem vormaligen Team LeBrons, hätte Leinwand-Potenzial gehabt. Zu Beginn der Play-offs hatte niemand das Team aus Florida auf der Rechnung. Die großteils blutjunge Truppe um den als unbequem geltenden Veteranen Jimmy Butler spielte unbekümmert auf und überraschte alle. Dass Miami damit zu einer der interessantesten Adressen für andere Superstars wurde, dürfte die Klubführung nach der Final-Niederlage trösten. Verstärkungen werden auch notwendig werden, denn niemand wird Miami noch einmal unterschätzen. Außerdem dürfte die nächste Saison noch härter werden, weil ein halbes Dutzend verletzter Superstars zurückkehrt und darum kämpft, King James vom Thron zu stoßen.