Eteri Tutberidse verkörpert im Spitzensport das, was ganz objektiv als Erfolgstrainerin gilt. Die demnächst 48-jährige Russin georgischer Herkunft drillt nämlich Olympiasiegerinnen. Diese sind in der Regel durch zwei Auffälligkeiten gekennzeichnet, sie sind außerordentlich talentiert und sie sind extrem jung.

Kamila Walijewa, das neue Wunderkind des russischen Eiskunstlaufs, befindet sich seit geraumer Zeit in der Obhut von Tutberidse. Nun drang eine äußerst unappetitliche Geschichte an die Öffentlichkeit, denn bei der 15-Jährigen wurde die verbotene Substanz Trimetazidin entdeckt, ein Mittel zur Vorbeugung gegen Herzinfarkt.

Der Test wurde am 25. Dezember im Auftrag der russischen Anti-Doping-Agentur (Rusada) in einem unabhängigen Labor in Stockholm vorgenommen, die Moskauer dürfen dies infolge des Dopingskandals von Sotschi nicht selbst erledigen. Am 8. Februar leitete die Rusada den positiven Befund an die Weltantidopingagentur bzw. an das IOC weiter. Da hatte Walijewa mit dem Team bereits Gold gewonnen, die Siegerehrung ging bis heute nicht über die Bühne.

Medizinische Notwendigkeit?

Die jugendliche Athletin wurde suspendiert, doch die Rusada hob die Sperre umgehend und aus nicht nachvollziehbaren Gründen wieder auf. Die WADA bzw. die bei Olympia für Dopingtests zuständige International Testing Agency (ITA) erhob Einspruch. Dieser wird in den nächsten Tagen vom Sportgerichtshof in Lausanne (CAS) behandelt, das Urteil mit Spannung erwartet. Wird eine des Dopings überführte Sportlerin tatsächlich noch zugelassen? Das ist eigentlich kaum vorstellbar. Eine medizinische Notwendigkeit für die Verwendung wird wohl nicht  argumentierbar sein.

Warum von der Probenentnahme bis zum Bekanntwerden des Falls sechs Wochen verstrichen, ist für den Anti-Doping-Experten grundsätzlich nachvollziehbar. „Das kann schon ein paar Wochen dauern“, meint David Müller von der österreichischen NADA. Nicht erklärbar sei freilich, warum Tests von Olympia-Athleten nicht beschleunigt behandelt bzw. vorgezogen werden. Zumindest jetzt werde die weitere Vorgangsweise „beschleunigt“, sagte IOC-Sprecher Mark Adams.

Der jugendlichen Eiskunstläuferin selbst ist eher nichts vorzuwerfen, der Fokus richtet sich auf das Umfeld. Apropos: Auch für Julia Lipnizkaja, Olympiasiegerin 2014, und Alina Sagitowa, die 2018 Gold gewann, war Tutberidse zuständig. Beide sind inzwischen abgetreten. Auf dem Höhepunkt ihres Schaffens waren die beiden jeweils 15 Jahre alt.