Die Mehrkämpferinnen sind die Tausendsassas bei Olympia und gelten als Königinnen der Leichtathletik. Am Mittwoch werden sie zum ersten Mal im Odori-Park wettstreiten. Ivona Dadic (27) und Verena Mayr (26) rittern im Kaiserreich Japan um die Medaillen. Dafür muss der Wecker recht früh klingeln. Um 5 Uhr heißt es "Tagwache" bei Dadic, ehe sie das 6-Uhr-20-Shuttle nimmt, "um rechtzeitig im Stadion zu sein". Mit den 100 Meter Hürden (MEZ 2.35 Uhr) beginnt der Wettkampf, dann folgt der Hochsprung. Nach der Pause warten das Kugelstoßen und die 200 Meter. Am Donnerstag steigen dann der Weitsprung, der Speerwurf und die finalen zwei Runden auf der Bahn.

Wie wohl der Terminplan genau kalkuliert ist, wollen die Oberösterreicherinnen keine Rechenspielchen ob der nötigen Punkte für eine Medaille anstellen. Zusammengezählt wird – wie das Sprichwort sagt – zum Schluss und "ich will mir kein Limit setzen, indem ich jetzt eine Zahl sage. Ich rechne nicht, weil es nichts bringt", erklärt Dadic. "Sehr, sehr hoch" soll die Punktezahl aber allemal sein, fügt sie mit einem Lächeln an. Ein pralles Punktekonto wird für das Podest nötig sein, denn für Mayr umfasst der Kreis der Anwärterinnen acht bis neun Athletinnen. Titelverteidigerin Nafissatou Thiam aus (BEL) und Katarina Johnson-Thompson (GBR) werden wohl die Gradmesser.

Trotz durchwachsener Vorbereitung stimmt das Selbstvertrauen. "Über die Wettkämpfe habe ich heuer nicht das beste Gefühl bekommen", sagt Dadic, "aber das habe ich mir im Training geholt. Die Leistungen im Vorfeld zählen hier nichts." Für sie sind es nach 2012 (25.) und 2016 (21.) die dritten Spiele, dennoch war sie beim ersten Gang ins Oval beeindruckt: "Mir hat es alle Haare aufgestellt. Das Stadion ist ja nicht ganz leer und ein bisschen Stimmung kommt auf." Auch wenn sie über Punkte nicht spekuliert, ist es "natürlich das große Ziel, um Medaillen mitzukämpfen. Aber im Vorfeld darüber zu reden, das hat keinen Sinn".

Mayr, die WM-Dritte von 2019, war zuletzt am Oberschenkel angeschlagen, hat im Training aber alle Disziplinen penibel durchexerziert, ist schmerzfrei. Am Mittwoch wird sie ihre Olympia-Premiere feiern. "Natürlich bin ich aufgeregt, aber im positiven Sinn. Ich sauge die Stimmung auf und auch die Medaille von Luki (Weißhaidinger, Anm.) gibt Motivation", sagt die österreichische Rekordhalterin (6591 Punkte). "Ich fühle mich wohl in meinem Körper."

Die Hitze sehen beide nicht als großes Problem. Die Kühlwesten sind gerichtet, um den Körper vor allem in der drückenden Vormittagshitze bei der Regeneration zu unterstützen. Zudem steht das Eisbad bereit, wenn die Athletinnen in der Mittagspause ins olympische Dorf kommen – mit dem Bus versteht sich. "Am Nachmittag herrschen eher angenehme Temperaturen", sagt Dadic, "das haben wir bei der Medaille von Lukas gemerkt." Die Bronzene des Mannschaftskollegen habe die Stimmung im gesamten Team aufgewertet. "Da geht man selbst auch lockerer in den Wettkampf", sagt Dadic.