"Wir haben uns als eine Familie von Außenseitern gesehen", ertönt Tony Hawks Stimme in einem Olympia-Imagefilm, während die Skateboard-Legende auf einem solchen dem Licht am Ende des Tunnels entgegenfährt. "Aber jetzt wird die Welt uns Olympiateilnehmer nennen." Die Skateboard-Community ist im olympischen Rampenlicht angekommen.

Vor fünf Jahren bestätigte das Internationale Olympische Komitee (IOC) in einer Sitzung in Rio de JaneiroSkateboarden gemeinsam mit Sportklettern, Karate, Surfen und Baseball/Softball als neue Sportart für die nun stattfindenden Spiele in Tokio. Das IOC sprach damals von der "umfassendsten Weiterentwicklung des olympischen Programms der modernen Geschichte", mit welcher insbesondere das jüngere Publikum für die Spiele unter den fünf Ringen begeistert werden sollte.

Skateboarden soll die Jugend für Olympia interessieren

"Die fünf Sportarten sind eine innovative Kombination aus etablierten und aufstrebenden, jungendorientierten Sportarten", sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Als gerade aufkommende Trendsportart lässt sich Skateboarden jedenfalls nicht bezeichnen: Nachdem der Sport in den 1950er-Jahren in Kalifornien seine Anfänge genommen hatte, hat er auch dank der Strahlkraft des mittlerweile 53-jährigen elffachen Weltmeisters Tony Hawk längst die ganze Welt erobert. Hoch dotierte Events wie die X-Games zeigen zudem, dass sich mit dem Brett unter den Füßen auch gut Geld verdienen lässt.

Am Sonntag feiert der Sport schließlich seine Premiere bei den seit über hundert Jahren existierenden Spielen der Neuzeit. Die Männer machen im Ariake Urban Sports Park in der Street-Disziplin den Anfang, wo an nur einem Tag (2 Uhr Vorkampf, 5.25 Uhr Finale) der Sieger ermittelt wird. Auf einem straßenähnlichen Areal mit Bänken, Treppen, Bordsteinen und Mauern gilt es, die besten Tricks auszupacken, welche die Punktrichter schließlich nach Schwierigkeit, Ausführung, Tempo, Kreativität, Vielfalt und Anzahl der Fehler beurteilen. Dass Skateboarden sich nun innerhalb eines engen Regelkorsetts bewegen muss, wird in der Szene nicht unbedingt positiv aufgenommen. Das rebellische Image des Sports schlägt sich mit dem olympischen Ruhm.

Julia Brückler geht für Österreich im Street-Bewerb an den Start.
Julia Brückler geht für Österreich im Street-Bewerb an den Start. © APA/GEORG HOCHMUTH

Julia Brückler wird "Spaß am Skateboard haben"

Am Montag steigt in derselben Disziplin zu denselben Zeiten bei den Damen Österreichs einzige Skateboard-Vertreterin aufs Brett. Die Niederösterreicherin Julia Brückler übersiedelte 2019 aufgrund der besseren Trainingsbedingungen nach Texas und darf sich mit 31 Jahren nun Olympia-Teilnehmerin nennen. In der Qualifikation muss sie zwei Läufe je 45 Sekunden absolvieren, wovon der bessere zählt. Im möglichen Finale hätte sie dann zwei Läufe plus fünf Versuche für Einzeltricks, wovon die insgesamt vier besten Scores gewertet werden.

Dass das olympische Erlebnis unabhängig von der Leistung bereits nach einem Wettbewerbstag wieder vorbei ist, sieht Brückler positiv. "Es ist ein Tag, an dem es darauf ankommt", meint sie. "Normalerweise wird es immer aufgeteilt, aber da sind 100 Teilnehmerinnen, hier sind es nur zwanzig". Aufgrund eines positiven Coronatests der Niederländerin Candy Jacobs gar nur 19. Mit fünf Trainingseinheiten hat Brückler mehr Zeit als üblich, sich auf den großen Moment vorzubereiten. "Hier kannst du es am Beginn ein bisserl gemütlicher angehen, einfach Spaß am Skateboard haben. Dann bekommst du eine Idee, was du machst und übst genau das."

Insgesamt wurden für die heurigen Olympia-Skateboardbewerbe 80 Quotenplätze vergeben, wobei jede Nation maximal drei Athleten pro Bewerb stellen durfte. Am 4. (Damen) und 5. August (Herren) gehen noch die Park-Bewerbe über die Bühne. In einer Arena mit steil aufragenden Wänden und scharfen Kurven wird dabei den Sprüngen deutlich mehr Bedeutung zugemessen. Mit dabei ist auch die erst 13-jährige Sky Brown aus Großbritannien, die als "Wunderkind" gehandelt durchaus Medaillenchancen hat.