Eine Medaille kann viel in einem Sportler auslösen. Felix Auböck holte mit EM-Silber über 400 Meter Freistil im Mai das erste Edelmetall seiner Karriere - es kam gerade zur richtigen Zeit. Wenige Wochen vor Olympia hatte sich der Niederösterreicher das nötige Selbstvertrauen geholt, um auch bei den Spielen in Tokio über sich hinauswachsen zu können. Die Erfahrung, in einem Finale die Leistung gebracht zu haben, war nicht Silber, sondern Gold wert: "Die Medaille war ein Impuls, den ich noch nie hatte. Die Sicherheit ist jetzt da, weil ich weiß, wie man eine Medaille macht."

Der 24-Jährige ist eine der größten österreichischen Medaillenhoffnungen Spielen. Ein Umstand, mit dem man erst einmal umgehen können muss - und Auböck kann es. Er sei jetzt dort, wo er immer sein wolle, dort, wo es um die Medaillen geht. "Ich weiß, dass ich in der besten physischen Form meines Lebens bin. Aber ich weiß auch, dass ich das erst in das Becken bringen muss."

Auböck hat das Olympia-Limit über 200, 400, 800 und 1500 Meter Freistil erbracht. Den "200er" lässt er aufgrund des engen Zeitplans aus, die 400 sind seine Paradestrecke. Dass dort seine derzeitige Bestzeit (3:44,19 Minuten) nicht reicht, meint Auböck schon zu wissen: "Das ist nicht möglich. Aber ich traue mir zu, eine neue Bestzeit zu schwimmen. Eine Sekunde muss ich sicher schneller sein." Das Paradoxe: Schneller schwimmen muss er gar nicht zwingend. In der Vorbereitung auf Olympia wurde unter anderem am Absprung und an den Wenden getüftelt. Setzt er den Plan dort um, macht er auf 400 Meter schon bis zu zwei Sekunden gut.

Großes OSV-Aufgebot

Der österreichische Schwimmverband stellt mit neun Athletinnen und Athleten das größte, rot-weiß-rote Olympia-Aufgebot. Neben Auböck sind auch Lena Grabowski (100, 200 Rücken), Marlene Kahler (400, 800, 1500 Kraul), Simon Bucher (100 Delfin), Heiko Gigler (50 Kraul), Bernhard Reitshammer (100 Rücken, 100 Brust, 200 Lagen) und Christopher Rothbauer (200 Brust) sowie die Synchronschwimmerinnen Anna-Maria und Eirini-Marina Alexandri (Duett) in Tokio. Auböck, Bucher und Rothbauer bestreiten am Samstag, den 24. Juli, als erste OSV-Schwimmer ihre Vorläufe.

Dass Auböck in Tokio viele bekannte Schwimmer-Gesichter sieht, freut ihn. "Viele sind jung, wollen die beste Leistung zeigen. Alle sind für Überraschungen gut. Wichtig ist, dass sie die Erfahrung mitnehmen. In drei Jahren sind sie für mich richtige Final-Kandidaten." Ein solcher ist Auböck bereits jetzt. "Jetzt bin ich in der Situation, in der ich mir einen Traum erfüllen kann."