Florian Brungraber hat nach Reiter Josef "Pepo" Puch die zweite Medaille für Österreich bei den Paralympischen Spielen in Tokio geholt. Der Oberösterreicher wurde im Triathlon der Gehbehinderten sensationell Zweiter hinter Ausnahmekönner Jetze Plat aus den Niederlanden. "Es fühlt sich noch unrealistisch an", sagt Brungraber nach seiner Olympia-Premiere. Im Alter von 26 Jahren zog sich der 36-Jährige bei einem Unfall mit dem Paragleitschirm eine inkomplette Querschnittslähmung im Bereich der Lendenwirbel (L1) zu. Eigentlich war es ein harmloser Unfall während Handling-Übungen und die Wucht des Aufpralls war nicht sonderlich groß. "Im Mühlviertel kann man eigentlich nicht fliegen, aber mit Groundhandling kann man ein bisschen das Gefühl für den Schirm bekommen. Da bin ich unspektakulär ein paar Meter abgehoben, aber etwas zu hart wieder aufgekommen. Es war nicht viel, aber es hat gereicht." Der Ausdauersport hat ihm schon vor dem Schicksalsschlag gefallen, mit Triathlon hat er aber erst später begonnen. 

Aufgrund des geringeren Behinderungsgrads musste er mit einer Gruppe 3:08 Minuten hinter den ersten Athleten in das Rennen starten. Die Wassertemperatur lag trotz der Morgenstunden bei gut 30 Grad. "Natürlich hätte ich gerne einen Wasserschatten gehabt, aber ich habe nach ein paar Hundert Metern einen guten Rhythmus gefunden und dann gut performt." Als Achter kam er aus dem Wasser und da begann die Aufholjagd erst so richtig. Mit dem Handbike arbeitet er sich sukzessive nach vorne, kurbelte beinahe permanent 220 Watt. "Da habe ich gewusst, dass ich voll abfeuern muss und mein bestes Radrennen fahren muss. Das ist mir gelungen." Immer kleiner wurde der Abstand zu den Medaillenrängen.

"Ich habe mich hinarbeiten können und als Platz zwei ungefähr nur einen Kilometer weg war, da habe ich gewusst, dass ich spätestens mit dem Rennrolli Silber holen werde." Mit einem Rückstand von 34 Sekunden auf den zweitplatzierten Giovanni Achenza kam er in die zweite Wechselzone. Der Italiener hat einen schwereren Behinderungsgrad (PTWC1) als der Österreicher und Brungraber (PTWC2) kurbelte auf dem Rennrollstuhl voll los. "Auf dem Rolli habe ich dann noch einmal alles rausgehaut – das war wirklich schon grenzwertig. Aber an einem Tag wie heute kann man schon drübergehen." Schon auf der Zielgeraden ließ er sich feiern. "Das war überwältigend. Aber da fällt schon eine große Last von den Schultern. Man hat dafür so viel gegeben." Die Arbeit habe sich mit Silber ausgezahlt. Apropos Arbeit: Brungraber ist Amateur und arbeitet als Techniker. Ob er nach der Silbernen die Tür zum Profitum aufstoßen wird, weiß er noch nicht.

Auf dem Podium hat er dann dem Niederländer die Goldmedaille um den Hals gehängt. "Das war eine große Ehre. Er hat schon als aktiver Athlet fast Legendenstatus. Er ist die Übermaschine und ihm die Goldene umzuhängen ist eine Ehre, die ich zu schätzen weiß."

Matzinger sehr zufrieden

Nach Brungraber war noch Ex-Leichtathlet Günther Matzinger im Einsatz. Er zeigte in der Hitze ein beherztes Rennen und landete am Ende auf Rang neun. "Es wäre einfach nicht mehr gegangen heute. Es war vom Anfang bis zum Ende richtig hart. Nach dem Finish habe ich auch lange gebraucht, um mich wieder zu fangen. Ich kann mir nichts vorwerfen, habe alles gegeben", sagte er. Ob es sein letzter Auftritt bei Paralympischen Spielen war, konnte er aber noch nicht sagen.