Die Kletter-Mathematik bei Olympia ist kompliziert. Weil die Südkoreanerin Seo Chae-hyun im Vorstieg mit einem Griff mehr Jessica Pilz noch von Rang zwei verdrängte, fiel die Tirolerin durch den Multiplikator von einer möglichen Bronzemedaille auf Rang sieben zurück. Zwei griffe fehlten zur Medaille.

Die Goldmedaille sicherte sich die Slowenin Janja Garnbret mit 5 Punkten in souveräner Manier. Nach Rang fünf im Speed gewann sie sowohl das Bouldern als auch den Vorstieg. Silber ging an die Japanerin Miho Nonaka vor ihrer Landsfrau Akiyo Noguchi.

Die Wahl-Tirolerin Jessica Pilz hatte nach dem Speed (6.) und Bouldern (5.) 30 Punkte auf dem Konto. Es führte die Slowenin Janja Garnbret mit fünf vor der Polin Aleksandra Miroslaw mit acht und der Japanerin Miho Nonako mit neun. Im Vorstieg (Lead) wurde es letztlich Rang drei für die Österreicherin, hinter der Südkoreanerin und der slowenischen Olympia-Siegerin Garnbret.

Zum Auftakt unterlag Pilz im Speed-K.o.-Bewerb Noguchi, besiegte danach Seo Chaehyun aus Südkorea und musste sich um Rang fünf Garnbret geschlagen geben. Schnellste war Miroslaw mit dem neuen Weltrekord von 6,84 Sekunden.

Die Boulder-Reihe war äußerst schwierig gesetzt, einzig Garnbret schaffte an zwei der drei Boulder ein Top. Pilz brachte es auf zwei Zonen und war vor ihrer Paradedisziplin Siebente, aber immer noch im Medaillenrennen. Im Vorstieg lag sie bis zur letzten Athletin, der Südkoreanerin Seo Chaehyun, hinter der Goldmedaillern-Gewinnerin auf Platz zwei, der für Bronze gereicht hätte. Die Koreanerin schaffte aber einen Griff mehr als die Niederösterreicherin.

"Der fünfte Boulder-Rang ist kein Traum, die Ausgangslage ist nicht perfekt. Aber sie hat in der Qualifikation gezeigt, was sie kann. Es ist wichtig, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Auf ihre Lead-Leistung kann sie sich verlassen", hatte Österreichs Trainer Kilian Fischhuber im ORF-TV vor der Entscheidung gesagt.

Pilz sprach von einer Durch-die-Bank-Okay-Leistung, das Glück sei nicht ganz auf ihrer Seite gewesen. "Wir sind von den Routenbauern abhängig, aber es ist für sie auch schwierig, das richtig einzuordnen. Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken. Wenn es acht Tops gibt, ist es auch nicht lässig, wenn es zu leicht ist. Als Kletterer und für die Zuschauer ist es aber auch nicht so lässig, wenn du von der Startposition nicht wegkommst."

Von den Sommerspielen nehme sie mit, dass sie gemerkt habe, dass Lead ihre Disziplin sei. "Das hat mir Spaß gemacht, darauf möchte ich mich jetzt wieder konzentrieren. Ich bin froh, dass jetzt Speed abgehakt ist, will schauen, was die Zukunft bringt." Da bei Olympia 2024 in Paris die Kombination nur noch aus Lead und Bouldern besteht, werde sie nach momentanem Stand nie wieder in die Speed-Route einsteigen.

Bei Olympia sei das Ziel gewesen, ins Finale zu kommen. Aber man habe gesehen, was erreichbar sei, wenn ein bisschen Glück dabei ist. "Deshalb habe ich mir schon gedacht, dass heute was möglich wäre." Sie werde das jetzt verdauen und dann die Saison weiterplanen, es stehen noch ein paar Weltcups und die WM im September in Moskau an.

Klettern legte ein starkes Debüt im olympischem Programm hin. "Für den ganzen Sport ist das ein Riesending, dass wir da dabei sind. Wir haben das in allen Bereichen gemerkt, auch in der Vorbereitung, was Förderungen angeht. Für den Sport und die Athleten ist das richtig cool", weiß Pilz.