Shamil Borchashvili hat bei den Olympischen Spielen in Tokio eine Bronzemedaille erkämpft. Der 26-jährige gebürtige Tschetschene setzte sich am Dienstag im Budokan im Kampf um Platz drei gegen den Deutschen Dominik Ressler durch und holte damit die erste Judo-Medaille für Österreich seit Silber 2008 in Peking durch Ludwig Paischer. Den Goldkampf hatte Borchashvili zuvor im Halbfinale durch eine Niederlage gegen Saeid Mollaei aus der Mongolei verpasst.

Eine vermeintliche Ippon-Wertung nach 13 Sekunden war nach Videostudium noch revidiert worden, beim zweiten Anlauf wenig später klappte es dann. Borchashvili zwang Ressler, den aktuellen Weltranglistenzehnten, zu Boden und fixierte ihn, bis der Sieg feststand. Die nächsten Momente waren ganz emotionale für den Olympia-Debütanten. "Es ist ein unglaubliches Gefühl, es war ein toller Tag. Meine Cheftrainerin Yvonne Bönisch hat mich so gut eingestellt. Sie hat gesagt, genieß den Tag, versuch nicht viel zu denken. Setz das, was du kannst, um, das ist mir heute richtig gut gelungen", sagte der Olympia-Dritte, der beim ORF-Inetrview den Tränen nahe war, denn: "Ich bin bei so vielen Turnieren gescheitert, aber jetzt hat es geklappt."

"Ich war heute mental so stark. Ich kann es gerade nicht beschreiben. Ich hatte schon im ersten Kampf so einen starken Gegner, der jetzt Dritter bei den Weltmeisterschaften geworden ist. Im zweiten Kampf hatte ich den Topfavoriten. Ich hatte gegen jeden Gegner ein gutes Konzept."

Besonderes Halbfinale

Davor war das Halbfinale gegen Mollaei als Duell zweier Kämpfer mit Flüchtlingshintergrund unter einem ganz speziellen Motto gestanden. Die Familie von Borchashvili flüchtete mit den jungen Kindern aus Tschetschenien nach Österreich, wo sie erst in Wels eine neue Heimat fand. Mollaei stammt aus dem Iran, 2019 sollte er es bei der WM in Tokio laut Anordnung seiner Regierung vermeiden, auf einen Israeli zu treffen. Er setzte sich nach Deutschland ab, kämpfte infolge auch für die Galaxy Tigers in Wien und darf nun für die Mongolei auf die Tatami.

Den Auftakterfolg feierte Borchashvili in der Kategorie bis 81 kg über den favorisierten Portugiesen Anri Egutidze im Golde Score (Waza-Ari), danach setzte er sich ebenfalls in der Verlängerung gegen den israelischen Weltranglisten-Zweiten und Weltmeister von 2019, Sagi Muki (Waza-Ari), durch. Auch gegen den Usbeken Scharofiddin Boltabojew (WRL-7.) machte er Überminuten, blieb erneut im Golden Score und mit Waza-Ari siegreich. "Muki ist für mich der beste Athlet auf der Welt. Es ist einfach unglaublich und ich kann es noch immer nicht realisieren. Obwohl ich körperlich komplett fertig bin, kann ich heute bestimmt nicht schlafen."

Borchashvili bevorzugt harte Gegner, sagte er vor den Kämpfen. "Meine Schwäche ist, dass ich überheblich werde und gegen Leute verliere, gegen die ich nicht verlieren sollte." Die WM habe ihn da wachgerüttelt. Der gleich als stärker eingestufte Gegner im Auftaktkampf bei den Sommerspielen war scheinbar die perfekte Auslosung für ihn. "Es wird sich herausstellen, wer am coolsten ist. Ich glaube, dass die, die gegen mich kämpfen werden, mehr Druck haben als ich selbst."

Bitteres Aus

Magdalena Krssakova verlor in der Klasse bis 63 kg nach dem Ippon-Sieg über die Chinesin Yang Junxia im Golden Score ihrerseits mit Ippon nach nur 38 Sekunden gegen die Kanadierin Catherine Beauchemin-Pinard. "Ich bin körperlich fit, es hat alles voll gepasst. Der erste Kampf war fokussiert. Ich habe genau das gemacht, was wir besprochen haben. Im zweiten ging es viel zu schnell, als dass ich sagen könnte, ich wäre schlecht draufgewesen. Die Gegnerin liegt mir eigentlich voll", sagte die enttäuschte Krssakova. "Es hat nicht sein wollen."