Der 28-jährige Tour-de-France-Dritte Richard Carapaz triumphierte nach 234 Kilometern mit fast 5000 Höhenmetern als Solist mehr als eine Minute vor Wout van Aert. Der Belgier gewann den Sprint um Silber hauchdünn vor Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar aus Slowenien. Patrick Konrad belegte bei schwül-heißen Bedingungen über drei Minuten zurück als bester Österreicher Rang 18.

Für den Tour-Etappensieger war das weder Fisch noch Fleisch. "Ich habe keinen schlechten Tag gehabt. Ich bin nicht absolut zufrieden mit dem Ergebnis, aber auch nicht unzufrieden. Ich habe alles gegeben, ich kann mir nicht wirklich was vorwerfen", versuchte der 29-Jährige im ORF-Interview eine erste Einordnung. Am entscheidenden Mikuni-Pass sei er leider nicht ganz mit den Schnellsten mitgekommen. "Es hat nicht viel gefehlt, dass ich mit der ersten Gruppe mitfahren kann, das waren ein, zwei Prozent", meinte der Niederösterreicher. Er habe sich den ganzen Tag gut gefühlt, was man von vielen anderen nicht behaupten könne. "Es war ein schönes Rennen, es hat Spaß gemacht."

Zahlreiche Fahrer erreichten bei harten Bedingungen nicht das Ziel. Gregor Mühlberger war in der Anfangsphase mit Ex-Tour-Sieger Geraint Thomas in einen Sturz mehrerer Fahrer verwickelt und erlitt Abschürfungen. Während der Brite später aufgeben musste, erreichte der für Konrad als Helfer eingesetzte Mühlberger als 70. das Ziel. Hermann Pernsteiner, der dritte ÖOC-Teilnehmer, landete auf Rang 30. Der Deutsche Simon Geschke und Michal Schlegel aus Tschechien hatten nach positiven Coronatests nicht antreten dürfen.

Trotz des Behördenaufrufes, wegen der verschärften Pandemielage nicht an die Strecke zu kommen, nutzten zahlreiche Japaner die seltene Chance, einen Bewerb hautnah miterleben zu können und verfolgten das Rennen scharenweise am Straßenrand. Auch im Zielbereich waren Zuschauer erlaubt, die Tribünen an der Fuji-Motorsportstrecke waren aber nicht voll.

Das Rennen wurde lange von einer Ausreißergruppe geprägt, der zwischenzeitlich 20 Minuten Vorsprung gewährt wurde. Ihre letzten Reste wurden vom Hauptfeld aber planmäßig rund 50 Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Wenig später erfolgte nach einigen erfolglosen Angriffen wie erwartet am sehr steilen Mikuni-Pass die vorentscheidende Selektion. Dem von den Belgiern forcierten Tempo fiel der Großteil des Feldes zum Opfer, Konrad hielt da noch gut mit. 37 Kilometer vor dem Ziel attackierte dann Pogacar, nur Brandon McNulty (USA) und Michael Woods (CAN) konnten dem Slowenen bergauf folgen. Dahinter bildete sich eine kleine Verfolgergruppe, aus der auch Konrad nach einiger Zeit etwas zurückfiel.

Carapaz blieb übrig

Gegen Ende des Anstieges wurde das Spitzentrio von einigen Konkurrenten wieder eingeholt. Konrad und mehrere Begleiter hatten am höchsten Punkt bereits rund eine Minute Rückstand. Das war zu viel, um noch einmal ganz nach vorne zu kommen. Im folgenden Flachstück und auf dem letzten kurzen Pass machten sich Carapaz und McNulty davon. Der Ecuadorianer hängte den US-Amerikaner schließlich am welligen Fuji-Speedway noch deutlich ab, auch Pogacar und Co. kamen nicht mehr an ihn heran.

Im Sprint um Silber und Bronze der Gruppe mit mehreren Tour-Protagonisten hatte Van Aert knapp vor Pogacar die Nase hauchdünn vorne. Der Belgier - in Frankreich dreifacher Etappensieger - war aber gar nicht erfreut über Silber. Auch Topfavorit Pogacar wirkte nicht wirklich glücklich. Großen Jubel gab es hingegen bei Carapaz, der nach dem Sieg beim Giro d'Italia über seinen ersten großen Erfolg in einem Eintagesrennen jubeln durfte. Der Ineos-Profi holte das zweite Olympiagold für sein Land nach Jefferson Perez 1996 im 20 km Gehen.

Konrad noch einmal gefordert

Konrad, der vor eineinhalb Wochen einen Tour-Etappensieg gefeierte hatte, erreichte mit der zweiten größeren Gruppe mit 3:38 Minuten Rückstand das Ziel. Pernsteiner fehlten bereits fast acht Minuten. Das Frauenstraßenrennen mit der Niederösterreicherin Anna Kiesenhofer findet am Sonntag statt. Kommende Woche im Einzelzeitfahren ist nur noch Konrad mit dabei.