Die Olympischen Spiele 2020 in Tokio sind gegenüber Rio um fünf Sportarten, viele Frauen- und Mixed-Bewerbe sowie Medaillenentscheidungen angewachsen. Österreichs Team soll zumindest gleich groß sein wie 2016 mit 71 Athleten (34 Frauen/37 Männer). Ein Jahr vor den Sommerspielen sind von zehn Sportlern erst ein paar Quotenplätze erobert worden, es bieten sich aber noch viele Möglichkeiten.

Von 24. Juli bis zum 9. August 2020 sind in der japanischen Hauptstadt 339 Medaillenentscheidungen in 33 Sportarten geplant, 165 für Herren, 156 für Damen und 18 im Mixed. 2016 in Rio de Janeiro waren es 306 in 28 Sportarten (161/136/9). In Asien sind Karate, Skateboard, Sportklettern und Surfen neu im Programm, Baseball/Softball kehrt zurück, mit Ausnahme der Ballsportart hat Österreich in allen anderen Teilnahme-Ambitionen.

2016 in Brasilien hatten Thomas Zajac/Tanja Frank mit Bronze im Nacra 17 die einzige österreichische Medaille geholt, vier Jahre zuvor in London war man sogar gänzlich ohne Podestplatz geblieben. "Klar ist, wir wollen nicht bis zum 13. Wettkampftag bis zur ersten Medaille warten müssen wie in Rio oder gar leer ausgehen wie 1964 bzw. 2012 in London", sagte ÖOC-Präsident Karl Stoss. "Mit Klettern und Karate sind zwei neue Sportarten im Programm, in denen wir zur absoluten Weltklasse bzw. zu den Medaillenanwärtern zählen. Dazu kommen eine Reihe von anderen Hoffnungen - in der Leichtathletik, im Judo, im Rudern und im Segeln, um nur einige zu nennen. Eine Zahl zwischen drei und fünf Medaillen ist realistisch."

Qualifiziert sind in der Leichtathletik bereits Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger, die Siebenkämpferinnen Verena Preiner und Ivona Dadic sowie Marathonläufer Lemawork Ketema, die jeweils Limits erfüllt haben. Mit Erbringung einer "Olympic Qualifying Time" (OQT) haben Schwimmer ihr Fix-Ticket, Marlene Kahler hat das über 1.500 m Kraul bereits in der Tasche. Quotenplätze für Österreich geholt haben auch schon die Segler Frank/LorenaAbicht mit Silber 2018 bei der WM vor Aarhus in der 49er-FX-Klasse und Zajac/Barbara Matz in der gemischten Klasse Nacra 17 Foiling sowie Schütze Martin Strempfl mit dem Luftgewehr.

Das ÖOC hofft bis zum Ende der Qualifikationsfristen aber auf ein ähnlich großes Team wie 2016. "Derzeit haben wir zehn Athletinnen und Athleten fix. Mit Juli 2020 sollen es - wenn es nach den Hochrechnungen der Verbände geht - rund 75 sein. Das wäre über dem langjährigen Durchschnitt. Noch wichtiger ist für uns aber, dass auch die Qualität stimmt. Wir sind da sehr zuversichtlich: Ich glaube, unser Aufgebot für 2020 wird, auf die Klasse bezogen, das stärkste Team seit langem sein", gab sich ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel zuversichtlich.

Spannend wird es für viele österreichische Topathleten heuer noch bei Weltmeisterschaften, wo es um direkte Quotenplätze geht. So etwa ab Sonntag für die Schwimmer in Gwangju oder die von Magdalena Lobnig angeführten Ruderer im August in Linz/Ottensheim. Oder im Kanu, wo Österreich im Wildwasser im Kajak Einer bei Damen und Herren sowie bei der Premiere des Canadier-Frauen-Einers dabei sein will, aber auch im Sprint. Im Klettern mit den Aushängeschildern Jakob Schubert und Jessica Pilz und Segeln mit David Bargehr/Lukas Mähr, Benjamin Bildstein/David Hussl und Co. wird das Abschneiden bei den Welttitelkämpfen ebenso entscheidend wie für die von Martina Kuenz angeführten Ringer.

Die Reiter wollen ihre Möglichkeiten in allen drei Sparten bei den Europameisterschaften nützen. Auf die EM zählt auch der Moderne Fünfkämpfer Gustav Gustenau. Die Schützen haben noch zahlreiche Möglichkeiten, u.a. auch bei EM und Weltcups. Im Synchronschwimmen folgt 2020 ein Qualifikationsevent. In der neuen Olympia-Sport Skateboarding sucht Julia Brückler ihre Chance über diverse Contests, im ebenfalls neuem Surfen der Grazer Jonas Bachan.

Verbandsintern werden im Turnen Vinzenz Höck (Kunstturnen), Nicol Ruprecht (Rhythmische Gymnastik) und Benjamin Wizani (Trampolin) die größten Chancen zugerechnet. Man hofft auf die erstmalige Teilnahme in allen olympischen Turnsportbereichen. Im Tischtennis soll es erneut das volle Kontingent von sechs Aktiven werden, die nächste Chance im Team gibt es vom 21. bis 26. Jänner bei einem Weltqualifikationsturnier. Überraschend wurde bisher noch kein Quotenplatz errungen.

Im Bogenschießen haben Andreas Gstöttner/Elisabeth Straka am ehesten die Chance, im neuen olympischen Mixed dabei zu sein. Im Boxen hofft Umar Dzambekov, im Fechten wird es beispielsweise für Josef Mahringer schwierig, es ist aber nicht aussichtslos. Im Gewichtheben versuchen es Sarah Fischer und Sargis Martirosjan, im Taekwondo die Österreicher über die kontinentale Qualifikation.

Viele Quotenplätze werden auch über Weltranglisten vergeben, da müssen die Akteure oftmals bis in den späten Frühling hinaus warten, um Klarheit zu haben. So versucht sich im Badminton Luka Wraber, im Golf schaut es dank Bernd Wiesberger, Christine Wolf und Co. gut aus. Im Triathlon haben Lisa Perterer, Julia Hauser und Luis Knabl so stark gepunktet, dass deren Quotenplätze bereits so gut wie fix sind. Im Tennis wird es schwierig, Dominic Thiem hat seine Teilnahme in Tokio ausgeschlossen, Dennis Novak und das neue Doppel Oliver Marach/Jürgen Melzer brauchen noch gute Resultate.

Im Beach-Volleyball liegen Robin Seidl/Philipp Waller gerade noch auf einen Ticket-Rang, Clemens Doppler/Alexander Horst und Katharina Schützenhöfer/Lena Plesiutschnig müssen sich hingegen noch steigern. Chancen auf Quotenplätze gibt es auch über den Continental-Cup und ein Welt-Quali-Turnier. Im Judo darf man laut aktuellem Stand von einem großen Team mit u.a. Michaela Pollerers (bis 70 kg) und Stephan Hegyi (über 100) ausgehen. Im Karate schaut es zum Beispiel für Bettina Plank nicht schlecht aus, im Radfahren dürfen sich u.a. die Straßen- und Bahnfahrer gute Chancen ausrechnen.

Äußerst gering sind die Chancen auf eine Teilnahme im 3 x 3-Basketball sowie für die Handball- und Hockey-Männer (Frauen jeweils ohne Chance). Keine Qualifikationschance besteht im klassischen Basketball, Baseball/Softball, Fußball, der Rad-Disziplin BMX, Rugby, Wasserball und Hallen-Volleyball.