Während sich viele Österreicher nach den meist ausgiebigen Weihnachtstagen zum Jahreswechsel damit beschäftigen, wie sie die unter dem Christbaum versteckten zusätzlichen Kilos wieder loswerden, hat Matthias Walkner seine ganz eigene Taktik bereits gefunden. "Wenn du jeden Tag in den Morgenstunden aufstehst und dann bis zu 13 Stunden auf einem Motorrad sitzt, ist das schon nicht ohne", erklärte der mittlerweile 35-Jährige vor dem Start der Rally Dakar am 2. Jänner. Zu empfehlen ist diese extravagante Methode aber nicht. "Mittlerweile brauche selbst ich nach solchen Etappen drei bis vier Stunden, um im Kopf wieder klarzukommen und alles zu verarbeiten."

In der Vergangenheit musste Walkner auf der bekanntesten Motorrad-Rally der Welt bereits einiges verarbeiten. Der größte Erfolg war mit Sicherheit sein Sieg 2018, als die Route noch quer durch Peru, Bolivien und Argentinien führte. Mittlerweile steigt die Rally zum dritten Mal in Saudi-Arabien, wo dem Salzburger bisher ein Podestplatz verwehrt blieb. "Ich fühle mich bereit, wieder aufs Podium zu fahren. Mit mir ist echt zu rechnen", will er diesen Umstand nun ändern.

Für ihn spricht neben der Erfahrung auch eine äußerst erfolgreiche Saison 2021. Mit seinem Sieg bei der Abu Dhabi Desert Challenge krönte sich Walkner zum FIM Cross-Country-Weltmeister. "Es war eine extrem starke Saison. Ich bin auf hohem Niveau Motorrad gefahren und habe drei meiner insgesamt fünf besten Rennen der Karriere in der vergangenen Saison absolviert." Für einen Spitzenplatz auf der rund 8375-Kilometer langen Strecke (siehe Grafik) braucht es neben einer absoluten Bestleistung auch das nötige Quäntchen Glück. "Bei solch einem Rennen kann nur eine einzige falsche Entscheidung das sofortige Ende bedeuten", weiß der Routinier um die Gefahr eines Hindernisses, Roadbook-Fehlers oder technischen Gebrechens Bescheid. Letzteres kann man zwar nie ausschließen, das Vertrauen in sein Material ist aber größer denn je.

Denn in diesem Jahr startet Walkner mit einer neuen KTM 450 Rally, die vom österreichischen Hersteller über zwei Jahre hinweg entwickelt und gebaut wurde. Das zahlt sich aus, wie der Pilot an einem Beispiel erklärt. "In der Wüste brauche ich über jede Dünenkante rund 20 Prozent weniger Krafteinsatz. Bei gefühlt tausend Dünen macht das einen großen Unterschied aus."

Form, Motorrad und Erfahrung sprechen also für eine erfolgreiche Zieleinfahrt am 14. Jänner. Was darüber hinaus passiert, ist offen. Walkners Vertrag mit KTM läuft jedenfalls Ende 2022 aus. "Ob ich weiterfahre, hängt davon ab, wie sehr ich es noch will. Solange ich mich gesund fühle, und bereit bin, fast jeden Tag dem Sport unterzuordnen, kann ich das mit mir vereinbaren." Ändert sich das, hört er auf. "Dafür ist unser Sport viel zu gefährlich."