Schritt für Schritt nähert sich KTM in der MotoGP dem Spitzenfeld. Vier Zehntel fehlten beispielsweise nur Miguel Oliveira mit der Tech-3-KTM im freien Training auf Marc Marquez. Damit kann man doch leben, oder?

STEFAN PIERER: Ja natürlich. Mit vier Zehntel liegen wir im Spitzenfeld. Es zeigt, dass sich unsere Arbeit, unser Engagement, auch das finanzielle, zu auszahlen beginnt. Oliveira ist im Vorjahr noch Moto2 gefahren. Jetzt gilt es, die guten Trainingsresultate auch noch im Rennen umzusetzen.

Was natürlich nicht leicht ist. In Brünn war KTM sogar mit Johann Zarco in der ersten Reihe, im Rennen fehlten dann doch einige Sekunden.

Nun, Tatsache ist, dass ein Pol Espargaro oder ein Oliveira unter die ersten zehn fahren können. Johann Zarco ist ein ganz anderes Thema. Er hat viel von seinem Umfeld verloren. Er ist irgendwie von der Rolle und braucht jetzt die Hilfe, wieder nach vorne zu kommen. Und die wollen wir ihm geben. Wir haben ja nicht nur einen Vertrag mit Johann. Die Fahrer riskieren im Rennen ihr Leben und wir tragen als Unternehmen für unsere Leute auch eine Verantwortung. So stecken wir einfach unsere ganze Energie immer in das Gesamtpaket, um auch noch die letzten Zehntel aufzuholen. Und das ist nur permanente Arbeit. Die natürlich auch die Gegner leisten. Es ist eben nicht so leicht. Aber viel hat uns das Dani Pedrosa geholfen, er ist der beste Testpilot, den ich mir vorstellen kann. Da hat er mich selbst sehr beeindruckt. Er ist ein halber Ingenieur.

Thema Red-Bull-Ring. Da läuft 2020 auch der MotoGP-Vertrag aus. Wie sehen sie die weitere Zusammenarbeit?

Nun, das muss einfach weitergehen. Nicht nur weil es unser Heimrennen ist. Aber gerade diese Rennen haben in den letzten Jahren gezeigt, wie großartig der Sport sein kann. Und wie viel Zuspruch er bekommt.

Auf der Straße, gerade zum Ring, sieht man immer mehr KTM-Motorräder. Der Erfolg spricht für sich?

Ja, wir können uns glücklich schätzen, mittlerweile die Nummer eins in Europa zu sein. Wir nähern uns Stückzahlen von 280.000 bis 290.000. Aber es ist vor allem der konsequenten Arbeit geschuldet. In der starke Marken stecken, es gehört ja auch Husqvarna zu uns. Wir versuchen eben, in vielen Bereichen, gerade auch im Rennsport, die Benchmark zu setzen. Unser Familienmotto heißt „Ready to Race“. Das Wettbewerbsdenken kommt vom Rennsport, der Klebstoff für alle in der Firma. Und dazu kommt die Freude zur Innovation.

Apropos Innovation. Sie gelten ja nicht unbedingt als großer Verfechter der Elektromobilität?

So kann man das nicht sagen. Im Kleinbereich ist sie durchaus sinnvoll. Das E-Fahrrad ist ja längst durch, jetzt folgt vielleicht ein kleines E-Moped. E-Mobilität im Niedrig-Voltbereich ist durchaus sinnvoll. Kleine, schwache, leichte Fahrzeuge, mit bis zu 48 Volt, sind absolut sicher. Alles andere ist mehr als zu hinterfragen. Elektrische Hochleistungsfahrzeuge sind kein Geschäftsmodell. Das geht sich nicht aus. Richtig eingesetzt stehe ich der E-Mobilität durchaus positiv gegenüber. Aber das als Rettung zu verkaufen - dem kann ich nichts abgewinnen. Es ist nicht der Elektromotor das Problem. Das Sorgenkind ist die Batterie. Die aus fossilen Brennstoffe gespeist wird, mit ineffizienten Leitungen, die dann explodieren, wie auch hier in Spielberg in der MotoE. Lithium ist nicht die Lösung. Hybrid, okay. Das kann die Brückentechnologie sein. Den Verbrenner wird es noch länger geben. Und schließlich haben wir längst die Perfektion der E-Mobilität: die Bahn.