Nach drei Tagen aufregendem Racing hat der Formel-1-Grand-Prix von Österreich mit einem kleinen Wermutstropfen geendet. Erst dreieinhalb Stunden nach Rennschluss wurde am Sonntag Max Verstappen als Sieger bestätigt, womit es wie im Vorjahr einen Heimsieg für Red Bull gab. Für Ferrari ist das beanstandete Überholmanöver Verstappens gegen Charles Leclerc ein Vergehen, Einspruch gibt es aber keinen.

"Unsere Position ist, dass es eine falsche Entscheidung ist. Wir glauben, dass Charles von der Strecke gedrängt worden ist", erklärte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto zur später Stunde im Motorhome der Italiener in Spielberg. "Wir haben unsere eigene Meinung. Ob man die Regeln mag oder nicht, es sind dieselben wie in den vergangenen Rennen", verwies der Italiener dabei etwa auf den Vorfall in Kanada, wo sein Pilot Sebastian Vettel für ein ähnlich umstrittenes Manöver gegen Lewis Hamilton sehr wohl eine Zeitstrafe von fünf Sekunden ausgefasst hatte.

Die Entscheidung sei ein Fehlurteil. Trotzdem verzichtete Ferrari aus sportlichen Gründen auf einen Einspruch gegen die Entscheidung der Stewards. Nish Shetty, Silvia Bellot, Tom Kristensen sowie als österreichischer Beitrag Walter Jobst hatten sich um 18.00 Uhr mit den beiden Piloten getroffen, um das entscheidende Überholmanöver Verstappens, der dabei mit seinem Red Bull den Ferrari des führenden Leclerc berührt und von der Strecke gedrängt hatte, zu erörtern. Trotzdem dauerte es bis kurz vor 20.00 Uhr, bis man zur Entscheidung gekommen war, trotz des "Wheel banging" keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen.

Binotto: "Akzeptieren Entscheidung"

Bei Ferrari nahm man das zähneknirschend, aber sportlich auf. "Auch wenn wir anderer Meinungen sind. Wir akzeptieren diese Entscheidung der Stewards komplett", sagte Binotto. Klarere Lösungen für die Zukunft zu finden, sei aber auch kein Nachteil. "Jetzt ist es Zeit, umzublättern und weiterzugehen. Bravo an Verstappen, er ist fantastisch gefahren, Charles aber auch", sagte der erst seit heuer am Ruder sitzende Teamchef der Italiener.

Supertalent Leclerc ist damit auch bei seinem zweiten Rennen von der Pole im Finish um den ersten Grand-Prix-Sieg umgefallen. In Bahrain hatte ein technischer Defekt den Monegassen auf Platz drei zurückgeworfen. "Das ist nicht, wie man überholt", hatte Leclerc zunächst den Angriff Verstappens, der sich in der 69. Runde in Kurve drei innen am Monegassen vorbeigedrängt hatte, verurteilt. Die beiden 21-Jährigen kennen einander lange und von Nachwuchs-Serien. "Es ist eine richtige Entscheidung", befand Verstappen nach seinem sechsten GP-Sieg natürlich.

Dass die Szene als "Rennzwischenfall" beurteilt wurde, begrüßte man bei Red Bull klarer Weise vollinhaltlich. Dass die Entscheidungsfindung extrem lange dauerte und zwischendurch schon Gerüchte aufgetaucht waren, Verstappen sei wegen einer Fünf-Sekunden-Strafe auf Platz zwei zurückgereiht worden, ließ bei den Medien viel Platz für Interpretationen. Der mit zwei Teams an der WM teilnehmende Grand-Prix-Gastgeber Red Bull verhandelt bekanntlich gerade mit dem Entscheidungsträgern der Formel 1 über eine Zukunft nach 2020. Firmenchef Dietrich Mateschitz hatte die Rennstrecke freudestrahlend und mit dem Siegerhelm Verstappens lange vor der Entscheidung der Kommissare verlassen.

Der neuerliche Sieg Verstappens krönte am Ende ein bemerkenswertes Grand-Prix-Wochenende, das bei großer Hitze eine Woche nach der Fadesse von Frankreich der Formel 1 wieder viel positive Schlagzeilen gebracht hat. Im ersten Training hatte es wegen der Randsteine viel Kleinholz gegeben, im zweiten wurde mehrere Autos durch den Wind von der Strecke geweht, im dritten erzielte Leclerc dann ebenso Bestzeit wie im Qualifying. Das Rennen selbst war voll packender Szenen, dazu kamen das Gedenken an Niki Lauda, Konzerte und viel Unterhaltung. Damit war der Grand Prix von Österreich 2019 nicht nur als Veranstaltung an sich, sondern auch sportlich ein Knüller.