Die Mercedes-Siegesserie ist in der Gluthitze des Rennens in Spielberg gerissen. Valtteri Bottas fuhr am Sonntag als Dritter über die Ziellinie, Weltmeister Lewis Hamilton nur als Fünfter. Wirklich überrascht war man darüber nicht. "Wir wussten, dass die Chassis-Kühlung unsere Achillesferse ist", sagte Toto Wolff. "Hier hat es uns mit der Temperatur und der Höhenlage sogar doppelt getroffen."

Der Mercedes-Teamchef aus Österreich hatte das Unheil angesichts der ungewohnt hohen Temperaturen von bis 35 Grad Luft- und 50 Grad Streckentemperatur irgendwie kommen sehen. "Wir wussten, dass es schwierig werden wird. Und genauso ist es dann auch gekommen." Der Grund für die Hitze-Empfindlichkeit der W10-Boliden ist, dass man die Autos aerodynamisch so kompakt wie möglich gebaut hat und jede Änderung an der Karosserie die Performance verschlechtert.

"Wir konnten uns in Spielberg nicht verteidigen, geschweige denn attackieren. Wir mussten 400 Meter ohne Gas cruisen, um das Auto zu kühlen", erklärte der Wiener, wie krass der Nachteil im Rennen gewesen war. "Insgesamt war das also die totale Schadensbegrenzung. Wir konnten nur durch die Gegend rollen und nicht Rennen fahren."

"Es war super, den Jungen zuzuschauen"

Für Mercedes sei das also kein guter Tag gewesen, dafür aber ein hervorragender für die Formel 1, gab sich Wolff dann doch aber auch als guter Verlierer, obwohl es bis zur Bekanntgabe des Endergebnisses wieder unwürdig lange dauerte. "Es war super, den Jungen zuzuschauen, wie sie vorne um die Wette fahren", verwies er auf das mitreißende Rad an Rad-Duell zwischen den beiden 21-jährigen Heißspornen Charles Leclerc im Ferrari und Red-Bull-Pilot Max Verstappen.

Von Wolff gab es auch viel Lob für Reifenhersteller Pirelli. Spielberg vorangegangen war ja der Versuch anderer Teams, zu den Vorjahres-Reifen zurückzukehren, um die Mercedes-Dominanz zu brechen. "Es gab trotz der Hitze keine Blasen an den Reifen und nichts. Die beiden konnten sich einschenken bis zum Ende", gab sich Wolff begeistert. "Für uns war das zwar kein guter Tag, aber die Formel 1 hat diesen Sonntag gewonnen."

Die vielen Kritiker sollten sich nun besser selbst an der Nase nehmen, so Wolff. "Vor allem die, die am lautesten geschrien haben, dass das Rennen davor in Frankreich so schlecht war und die Reifen nicht halten", erinnerte Wolff. "Es gibt nun mal gute und schlechte Fußballspiele. In Paul Ricard war es halt Streckenlayout-bedingt kein spektakuläres Rennen. Aber Spielberg hat alles wieder gut gemacht, und die Formel 1 ist stärker denn je."

Bei Mercedes hofft man natürlich, dass sich die europäische Sommerhitze endlich legt und man in Silverstone wieder auf kühles Wetter setzen kann. "Am liebsten wären mir 18 Grad", sagte Wolff schmunzelnd. "Wir hoffen schon, dass wir dann nicht mehr wie heute eine Statistenrolle spielen, sondern auch Teil der Show sind."

An dem Tag, an dem man auf dem Red Bull Ring dem verstorbenen Niki Laudaeine Kurve gewidmet hatte, war Lauda auch bei der Rennanalyse Wolffs am Ende ein Thema mit Augenzwinkern. "Wir haben eh versucht, mit dem Herrn da oben zu reden und es so zu manipulieren, dass es kühler wird", sagte Wolff mit einem Blick zum Himmel. "Niki hat alles versucht, es ist nicht gelungen. Und einen besseren Draht als er kann man nicht haben."