George Russell hat am ersten Trainingstag für den neuen Formel-1-Grand Prix in Miami eine starke Leistung gezeigt. Der junge Mercedes-Pilot war im ersten Training Zweiter und erzielte im zweiten sogar Tagesbestzeit. Mit 1:29,938 Min. ließ der 24-jährige WM-Leader Charles Leclerc im Ferrari um 0,106 Sek. hinter sich, Sergio Perez (Red Bull) war vor Lewis Hamilton Drittschnellster. Weltmeister Max Verstappen hatte hingegen gewaltige Probleme.

Leclerc führt vor dem fünften Saisonlauf 27 Punkte vor Titelverteidiger Verstappen. Beide haben bisher je zwei Rennen gewonnen. Das Miami International Autodrome gibt 2022 sein Debüt im Rennkalender. Rund um das Hard Rock Stadium, der Heimat des Football-Teams Miami Dolphins, wurde eine 5,412 Kilometer lange Strecke gebaut.

Mühe mit dem neuen Kurs

Zum Auftakt hatten die Fahrer auf der noch sehr rutschigen Strecke und den vielen Bodenwellen freilich Mühe mit dem neuen Kurs. Wegen eines Unfalls von Alfa-Romeo-Fahrer Valtteri Bottas war das erste Training für mehrere Minuten für Reparaturarbeiten an der Streckenbegrenzung unterbrochen. Hochgeschwindigkeitsabflüge von Leclercs Teamkollegen Carlos Sainz verliefen in beiden Trainings glimpflich für den Fahrer, im zweiten folgte nach dem Einschlag des Ferrari in der Barriere allerdings ebenso eine rote Flagge wie nach einem Problem von Nicholas Latifi im Williams.

Auch Verstappen hatte Riesenprobleme. Nach dem ersten Training mussten ein Kühler und das Getriebe am Red Bull behandelt werden, nach der Reparatur streikte mitten in der zweiten Übungseinheit früh die Lenkung, womit der Champion in der Zeitentabelle mit nur einer Runde als Letzter aufschien. "Beim Getriebewechsel muss irgendetwas schiefgegangen sein. Wir hatten von der Hydraulik her nicht mehr den nötigen Druck", erklärte Motorsport-Berater Helmut Marko im ServusTV. "Irgendwas war eingeklemmt oder so. Max konnte nicht mehr lenken."

Zudem brach im Heck des Autos auch noch Feuer aus. Man habe ausreichend Zeit, um in Ruhe die Probleme zu lösen, blieb Marko gelassen. "Gott sei Dank hatte Perez eine halbwegs normale Session. Seine Erkenntnisse werden wir auf Max' Auto übertragen. Das Ganze ist natürlich ärgerlich. Wir müssen schauen, dass am Samstag alles passt."

Von der Strecke war Marko trotz der guten Stimmung bei den Fans weniger begeistert. "Nur die Ideallinie hat Grip. Kommt man davon ab, ist es wie auf Eis", erklärte der Österreicher die vielen Ausritte. Die enge Schikane gefällt Marko auch nicht. "Sie ist zu langsam, nicht Formel-1-like."

Spezielle Helm-Designs

Für Aufsehen sorgten die verschiedenen speziellen Helm-Designs der Fahrer mit Miami- oder USA-Motiven. So hat Bottas gleich drei unterschiedliche Typen vorbereiten lassen. Den Vogel abgeschossen hat aber wohl McLaren-Pilot Lando Norris, dessen Kopfschutz einem Basketball gleicht. "Mir war klar, dass alle nach etwas Speziellem suchen und viele bei Palmen oder ähnlich langweiligen Motiven landen. Ich wollte einfach etwas ganz Besonderes", erklärte Russell auf Twitter.

Zudem neckte er seinen englischen Landsmann Russell. "Zu ihm hätte es fast noch besser gepasst, sie mögen dort ja das Prellen." Bei Mercedes klagt man seit Saisonbeginn über unruhiges Fahrverhalten und "Hüpfen" der Autos auf den Geraden. In Miami hat Mercedes aber neue Front- und Heckflügel am Auto, was die Situation offenbar bereits klar verbessert hat.

Lewis Hamilton war im FP1 dennoch nur Achter geworden. Womöglich war es noch der Ärger über die Ankündigung der Formel-1-Regelbehörden gewesen, wonach private Unterwäsche und Körperschmuck im Auto nicht erlaubt sind.

Der siebenfache Weltmeister hatte aus Protest dagegen deshalb bei der Pressekonferenz besonders viel Schmuck und gleich drei Uhren angelegt und bezeichnete die Vorgehensweise als "sehr dumm". Er habe zudem Schmuck am Körper, den man nicht problemlos ablegen könne, so Hamilton, der offenbar sogar bereit ist, notfalls auf Rennstarts zu verzichten. "Ich bin seit 16 Jahren in diesem Sport, es war noch nie ein Problem. Das ist ein unnötiger Schritt zurück", sagte Hamilton.

Mercedes versicherte aber, dass der Pilot keinen abnehmbaren Schmuck im Auto tragen werde. Für die Körper-Piercings erhielt Hamilton einen Aufschub von zwei Rennen, ab dem Grand Prix von Monaco Ende Mai muss er dann aber komplett "ohne" sein.

Sebastian Vettel zeigte sich beim Thema Unterwäsche auch aufmüpfig. Der Deutsche lief mit einer über den Aston-Martin-Overall gezogenen Unterhose im Fahrerlager herum.