Auch wenn heute, Sonntag, in Zandvoort wieder  strahlender Sonnenschein herrscht, die Oranjes ihren Max Verstappen am liebsten zum Sieg tragen wollen (Live-Ticker ab 15 Uhr) – das Regenchaos von Spa vor einer Woche beschäftigt die Formel 1 noch immer. Man weiß auch bei Liberty Media und der FIA, dass man nach außen hin kein gutes Bild abgegeben hat und dass es jetzt vor allem darum geht, für die Zukunft für solche Fälle bessere Lösungen zu finden. So wurden die Teams auch aufgefordert, bis zur Sitzung der Formel-1-Kommission im Oktober Vorschläge einzubringen, wie man in Zukunft in solchen Situationen verfahren solle.

Natürlich ist auch das Sicherheitsbewusstsein anders geworden – nicht nur bei den Fahrern, sondern vor allem auch bei der FIA, beim Rechteinhaber, also Liberty, und den Veranstaltern. Dazu trägt auch das gesamtgesellschaftliche Umfeld bei – ein Rennen zu starten, bei dem abzusehen ist, dass es in einem Massencrash mit unberechenbaren Folgen enden würde, ist heute einfach nicht mehr zu rechtfertigen.

Entscheidend ist auch, dass das größte Risiko in der heutigen Formel 1 im Regen nicht mehr die Aquaplaning-Gefahr ist, sondern die schlechte Sicht. McLaren-Pilot Lando Norris, der ja im nassen Qualifying in Spa selbst heftig abflog: „Im Qualifying stand mehr Wasser auf der Strecke als im Rennen. Aber das Problem ist nicht, raus zu fahren und alleine eine schnelle Runde zu drehen. Im Rennen fahren wir alle im Pulk. Wenn du nicht auf dem ersten Platz liegst, dann wirst du einen schweren Unfall haben, weil du nicht siehst, wo du hinfährst.“

Aber warum ist die Gischt heftiger als früher? Zum einen sind es die breiten Reifen, die viel Wasser verdrängen. Was wichtig ist, damit die Autos nicht aufschwimmen. Ein Intermediate-Reifen für Mischbedingungen verdrängt bei 300 km/h 30 Liter pro Sekunde, ein Regenreifen sogar 85 Liter. Wasser, das dann hinter den Autos aufgewirbelt wird.

Dazu kommt die Aerodynamik der heutigen Autos. „Die saugen das Wasser regelrecht aus dem Asphalt und schleudern es dann weg“, sagt Sebastian Vettel. Was auch noch einen zusätzlichen Effekt hat: Das Wasser landet wieder unter den Reifen – mit Folgen. „Die Autos haben viel mehr Abtrieb als früher, vor allem durch den großen Unterboden“, erklärt Alexander Wurz. „Damals entstand Aquaplaning nur durch die Reifen. Und das kannst du vielleicht ein bisschen einfacher kontrollieren als Aquaplaning vom Unterboden.“

Was man heute schon weiß: Gerade der Aerodynamik-Effekt wird sich ab nächstem Jahr mit dem neuen Reglement eher noch verstärken, man muss also damit rechnen, dass es noch öfters zu Situationen kommt, wo ein Rennstart nicht zu verantworten ist. Daher muss ein Konzept her. Etwa, wie eine mögliche Entschädigung der Zuschauer bei einer Rennabsage aussehen könnte. Oder wie löst man die sportliche Frage. Ein Rennergebnis nach zwei Runden hinter dem Safety-Car ist Unsinn. So denkt McLaren-Teamchef Andreas Seidl laut nach: „Ich könnte durchaus damit leben, dass das Qualifying-Ergebnis als Resultat mit Punkten belohnt wird.“