Charles Leclerc hat sich im wichtigsten Qualifying des Jahres die Pole für sein Formel-1-Heimrennen in Monte Carlo gesichert. Der 23 Jahre alte Monegasse hatte am Samstag als Schnellster 0,230 Sekunden Vorsprung auf Max Verstappen im Red Bull, als der Ferrari-Pilot 18 Sekunden vor Schluss mit einem Unfall für einen vorzeitigen Abbruch sorgte. 

Der Ferrari war ziemlich ramponiert, die Radaufhängung hat einige Schäden abbekommen. Und man hatte auch im Ferrari-Lager die Befürchtung, dass das Getriebe den Unfall nicht unbeschadet überstanden hat. Am Abend, gegen 20.30 Uhr, kam aber die erste vorsichtige Entwarnung: Bei einer ersten Inspektion des Getriebes am Auto von Leclerc wurden keine ernsthaften Schäden festgestellt. Weitere Überprüfungen werden erst am Sonntagmorgen durchgeführt, um zu entscheiden, ob das gleiche Getriebe im Rennen verwendet werden kann.

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Sollten "verbotene" Teile wie das Getriebe gewechselt werden, bleibt ihm das Pech treu. Denn dann verliert der 23-Jährige seine Pole und muss in der Startaufstellung nach hinten. Dementsprechend verhalten reagierte man bei Ferrari in der Box trotz der so heiß ersehnten Pole. "Nach dem Crash weiß ich nicht, von wo ich starte. Mir geht es gar nicht gut", gestand Leclerc. "Jetzt kann ich nur hoffen und warten, bis die Mechaniker in das Getriebe geschaut haben."

Mit seinem Crash verhinderte Leclerc wohl die Pole für Verstappen, der seinen sehr guten letzten Versuch im Q3 abbrechen musste. "Alles lief perfekt. Aber die rote Flagge hat meine Chance auf die Pole kaputt gemacht", klagte der Niederländer prompt. "Max war nach unseren Aufzeichnungen schon vor Leclerc, dann kam die rote Flagge", bestätigte Red Bull Berater Helmut Marko das Geschehene auf ServusTV.

Pole für Verstappen wäre aus Sicht von Marko durchaus verdient. "Den ersten Versuch hat Max früh abgebrochen, weil die Zeit nicht optimal war. Aber im zweiten Umlauf wäre er vor Leclerc gewesen. Es hätte für die Pole gereicht", war der Grazer überzeugt.

Dritter wurde Valtteri Bottas im Mercedes vor Carlos Sainz Junior im zweiten Ferrari. WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton, der vor dem fünften WM-Lauf an diesem Sonntag (15.00 Uhr, live ServusTV, Sky) 14 Punkte Vorsprung im Klassement auf Verstappen hat, kam über Platz sieben im zweiten Mercedes nicht hinaus, was die eigentliche Überraschung des Qualifyings war. Hamilton blickt nach drei Siegen in vier Rennen zwar auf den erfolgreichsten Saisonstart zurück, das kann sich aufgrund der aktuellen Konstellation aber schon am Sonntag in Monaco ändern.

"Es ist frustrierend. Wir haben als Team einfach keinen guten Job gemacht", meinte der Weltmeister zunächst. "Jetzt muss ich am Sonntag alles geben, um Schadensbegrenzung zu betreiben", ergänzte der dreifache Monaco-Sieger und wurde dann sogar ungewohnt deutlich. "Es wird einige Diskussionen mit den Technikern geben müssen. Einige Dinge, die erledigt gehört hätten, waren es nicht. Ich werde hier nicht kritisch über das Team sprechen. Aber hinter verschlossenen Türen werde ich das tun", sagte der Weltmeister in einer virtuellen Medienrunde.

Wochenende schon wieder vorbei

Offenbar geht es Hamilton um die Richtung, in die man bei Mercedes trotz der kühleren Temperaturen punkto Reifen gegangen ist. Teamchef Toto Wolff ist bewusst: "Wir haben Lewis kein Auto gegeben, das gut genug war. Bei Startplatz sieben in Monaco weißt du, dass das Wochenende eigentlich schon wieder vorbei ist."

Marko verfolgte den Konflikt bei Mercedes mit etwas Genugtuung. "Lewis ist unser Hauptkonkurrent und deshalb ist diese Platzierung für uns erfreulich", gab der Österreicher unumwunden zu. "Er hat in beiden Trainings massiv gekämpft, um auf eine Zeit zu kommen. Von dieser Position aus nach vorne zu kommen, ist fast unmöglich."

Für ihn gehe es im Rennen gar nicht so sehr um den Kampf gegen Ferrari. "Hauptgegner ist Hamilton. Und wenn Max seine Chance sieht, wird er versuchen, sie zu nutzen. Wir werden aber keine riskanten Sache machen."