Es ist der Dinosaurier unter den GP-Strecken. Ein Relikt aus der Steinzeit des Rennsports. Ein Kurs auf öffentlichen Straßen, gebaut für Clios und Twingos, aber nicht für hochkarätige Rennwagen mit bis zu 1000 PS. Mit 3,337 Kilometer ist der Circuit de Monaco der kürzeste, aber mit Sicherheit der berühmteste.

Ein Zick-Zack-Kurs, bergauf, bergab, mit der engsten Haarnadelkurve (Loews), wo die Formel 1 in den ersten Gang schaltet, den sie grundsätzlich nur zum Losfahren braucht, für die die Ingenieure eine eigene Fahrwerksgeometrie an der Vorderachse bauen, um ein Reversieren zu verhindern. Und es gibt diesmal bestimmt keinen Streit über die Track-Limits - weil die Grenzen dort solide Leitschienen sind.

Der Grand Prix von Monaco ist für rund zwei Stunden in einem Universum sensorischer Überbeanspruchung gefangen. Motorgeräusche, auch wenn längst durch die Hybrid-Turbo-Technik limitiert, Benzindüfte vermischt mit der feinen Mittelmeerluft im Mai und die kompakte Atmosphäre verbinden sich zu einer Einheit. Der Wert eines Sieges, Monaco gehört zur "Triple-Crown" (mit Indianapolis und Le Mans), übersteigt jeden anderen Triumph, messbar an dem Magneten, der Jahr für Jahr die Weltprominenz ins Fürstentum lockt.

Schon Mitte der 20er-Jahre hatte der damalige Präsident des Automobilclub de Monaco (ACM), Anthony Noghes, die Idee eines Autorennens. Grund: Der ACM wollte zu den zertifizierten Klubs gehören. Einen entsprechenden Antrag lehnte der Weltverband (heute FIA) ab, weil es keine organisierte Veranstaltung auf dem Staatsgebiet von Monaco gab. Der zum Teil noch heutige Kurs war geboren. Und 1929 gab es den ersten GP von Monaco, gewonnen hat ihn ein gewisser William Grover-Williams in einem Bugatti. Siegerzeit: 3 Stunden, 56 Minuten, 11 Sekunden.

Abgesehen von den Wirren der Weltkriegsjahre wurde der GP von Monaco nur 1953, 1954 und 2020 (Corona) abgesagt. Die 78. Auflage findet heuer statt, der erste Grand Prix in Europa mit Zuschauer. 7500 werden zugelassen sein. Natürlich gibt es gerade in Monaco andere Möglichkeiten zum Zuschauen als offizielle Tribünenplätze.

Die Logen der Formel 1

So wird jeder Balkon, jedes Hotelzimmer oder jedes Yachtdeck als Aussichtswarte okkupiert. Und zum Teil für veritable Monatsgehälter vermietet. Die billigsten Tribünentickets sind für 70 bis 80 Euro zu haben (Donnerstag, freie Trainings), am Rennsonntag muss man dann schon 300 bis 400 Euro fällig. Nach oben hin gibt es keine Grenzen. Paddock-Club-Karten kosteten heuer (längst ausverkauft) 5.500 Euro inklusive Catering, Bar und Ohrenstöpsel. Ein Yachtcharter kostet rund 500.000 Euro pro Woche. Dazu muss man aber erst den passenden Liegeplatz im Stadtteil Condamine finden. Da kommen noch einmal mit bis zu 120.000 Euro/Tag dazu. Wenigstens kann man dann die gesamte Familie plus Entourage einladen. Einfacher geht's per Ticketagenturen. Da gibt's Plätze auf einem Balkon für 1950 Euro am Rennsonntag oder ein Platz auf eine Yacht für rund 4900 Euro.

Das Diamanten-Rätsel

Wie weit der Glamour-Faktor in Monaco geht, unterstreicht die PR-Aktion des Diamanten-Spezialisten Steinmetz und dem Jaguar-Team 2004. Ein angeblich echter Diamant wurde in die Nasen der Autos platziert, im Zuge der Werbeaktion für den Kinofilm "Ocean's Twelve". Christian Klien parkte sein Auto aber in den Leitschienen, der 250.000-Euro-Diamant war weg. Es kursierten die unglaublichsten Geschichten. Ein Streckenposten hätte ein Weihnachtsgeschenk gefunden, hieß es. Das Stück ist nie mehr aufgetaucht. Das Rätsel löste sich erst letzten Montag auf, als Mark Webber bei ServusTV enthüllte, dass der Stein nur ein paar Dollar wert gewesen sein sollte.

Oder wie es schon italienische Journalisten immer wieder posaunten: "Wenn es schon nicht wahr ist, dann war es wenigstens gut erfunden." Auch das ist Monaco.