Sie haben für 2021 kein fixes Leiberl in der Formel 1. Sie sind als Ersatzfahrer bei Mercedes im Gespräch und fungieren auch als Co-Kommentator bei den Formel-1-Liveübertragungen von Servus-TV, das sich die Rennen mit dem ORF teilt. Wie lässt sich das alles vereinbaren?

Ach, das lässt sich schon machen. Sonst könnten wir gar nicht darüber reden. Es ist zwar noch nix fixiert worden, aber es sieht ganz gut aus, dass sich die Gerüchte, die letzte Woche aufgetaucht sind (Anm.: Ersatzfahrer bei Mercedes), auch verwirklichen lassen. Wir sind auf der Zielgeraden. Und als Reservefahrer bist du ja nicht immer so groß eingebunden. Da lassen sich die Aufgaben schon ganz gut kombinieren.

Was werden Ihre Hauptaufgaben als Fachkommentator sein. Gibt es neue Ansätze?

Ja, ich bin dazu da, die Fahrerkollegen bei den Rennen schlecht zu machen, um meine Chancen auf ein Cockpit wieder zu erhöhen. Nein, Spaß beiseite. Mit Andi Gröbl werden wir natürlich versuchen alle Geschehnisse gut zu erklären und ordentlich zu vermitteln. Und auch die Unterhaltung soll dabei nicht zu kurz kommen. Eine Aufgabe, die ich in dieser Form noch nie gemacht habe.

Was macht für Sie den Reiz eines TV-Kommentators aus?

Es war für mich von Anfang an interessant. Und als es klar war, dass ich heuer in keinem Auto sitzen werde, wollte ich natürlich eine neue Aufgabe. Live-Fernsehen gibt dir da schon einen gewissen Kick. Und zudem ist die Formel 1 meine Leidenschaft. Es ist mein Handwerk, da glaube ich doch, das gut machen zu können. Das Team bei Servus-TV ist noch dazu eine feine Crew.

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Sie waren im Vorjahr bei Red Bull Racing im Gespräch. Wie konkret waren die Verhandlungen wirklich?

Das war selbst für mich immer schwer zu beurteilen. Ich habe in der Zeit öfters mit Helmut Marko gesprochen. Es sah im Sommer und im Herbst relativ gut aus. Als im Saisonfinale aber Checo Perez immer besser geworden ist, hat sich das Blatt wohl gewendet. Es war dann selbst für mich als Beteiligter schwer, wie konkret die Gespräche wirklich sind. Aber so weit, dass nur mehr die Unterschrift fehlte, waren wir nicht.

Sie gehören, da ist sich die Fachwelt einig, zu den besten Fahrern. Wie groß sind die Chancen, dass sie 2022 wieder ein Cockpit bekommen.

Das ist ganz, ganz schwierig. In der Corona-Zeit ist nichts fix, alles ist irgendwie eine Wundertüte. Ich versuche einfach, im Formel-1-Orbit zu bleiben, präsent zu sein.

Was hat eigentlich gefehlt, um ein Cockpit in einem Top-Team zu bekommen? Warum hat das bei ihnen nie geklappt?

Das ist oft so mit dem richtigen Timing. Manche kommen in die Formel 1 - und es geht in ein, zwei Jahren auf. Man muss auch die Performance zu einem richtigen Zeitpunkt liefern. Das hat bei mir halt nie so ganz gereicht. Aber da gibt es eine ganze Reihe von Leidensgenossen.

Sie haben vor sechs Jahren mit Porsche unter der Leitung des Österreichers Fritz Enzinger in Le Mans gewonnen. Wäre die neue WEC mit den Hypercars nicht auch reizvoll, haben sie noch Kontakt zu Porsche?

Ja, klar. Das ist ein großes Thema, da steckt derzeit ein richtig positives Momentum drin. Peugeot kommt zurück, Ferrari ebenso. Dann auch Porsche. Nach Stuttgart habe ich nach wie vor beste Kontakte. Ich kenne noch die ganzen Spezis von damals. Doch, das hört sich schon ganz gut an.

Sie kennen das Wesen der Formel 1. Wie sehen sie die Rennserie in Zukunft. Wohin geht die Reise. Auch in Anbetracht von Co2-neutralen Kraftstoffen?

Das ist eine hoch politische Frage. Ich mache keine Regeln. Wie weit da die Formel 1 umgekrempelt wird, wage ich jetzt nicht zu beantworten. Mal schauen, was die Zukunft bringt?

Was darf man sich heuer von Mick Schumacher erwarten, kann er einen Formel-1-Hype in Deutschland auslösen?

Das ist kaum zu beantworten. Die Formel 1 ist für jeden Rookie nicht so einfach. Er wird auch erst seinen Weg gehen müssen. Dazu kommt, dass er mit dem Haas nicht über ein so gutes Fahrzeug verfügt. Da kann man nur abwarten.

Am Wochenende finden in Bahrain bereits die ersten Testfahrten statt. Wird sich an der bisherigen Rangordnung etwas ändern?

Nein, glaube ich nicht. Auch die Einführung der Budgetobergrenze wird sich erst zeitverzögert bemerkbar machen. Mercedes und Red Bull werden wohl den Ton angeben. Die großen Fragen sind: kann Ferrari aufholen und wie gut ist Aston Martin wirklich.