Das Coronavirus schürt in der Formel 1 die Zweifel. Australien will am Saisonauftakt in Melbourne festhalten, Vietnam hat aber Einreisebestimmungen für italienische Staatsbürger weiter verschärft. Dies trifft nicht nur Ferrari und AlphaTauri, die ihren Sitz in Italien haben. Die Scuderia beliefert Alfa Romeo und Haas mit Motoren. In Pirelli hat die F1 zudem einen italienischen Reifenhersteller.

"Bevor wird aufbrechen, brauchen wir Garantien", forderte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto zum Ende der offiziellen Testfahrten in Barcelona. "Wir dürfen nicht erst bei der Ankunft entdecken, wie die Situation sein kann oder sein wird." Flugrouten von Teams über Drehkreuze wie Singapur und Hongkong wurden längst zugunsten von Knotenpunkten im Mittleren Osten umgebucht.

In Melbourne soll am 15. März gefahren werden. Das ist der aktuelle Stand. "Wir müssen unsere Angestellten schützen. Wir tragen Verantwortung sowohl für jeden einzelnen als auch für alle zusammen", betonte Binotto vor der Abreise nach Australien. Schon längst haben die Teams Fracht über den See- und Luftweg ans andere Ende der Welt losgeschickt. Ein Grand Prix in der Formel 1 braucht großen logistischen und organisatorischen Vorlauf.

Unter dem Eindruck des neuartigen Coronavirus hatte der Weltverband FIA bereits den für den 19. April geplanten Großen Preis von China abgesagt. Der Grand Prix in Shanghai war eigentlich als vierter der 22 Saisonläufe geplant gewesen und soll nun zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr nachgeholt werden.

Der Weltverband beobachtet nach eigenen Angaben die Situation mit den "betreffenden Behörden" genau. Man werde den Kalender mit den anstehenden Rennen weiter bewerten und "falls nötig, jede erforderliche Maßnahme ergreifen", um die globale Motorsport-Gemeinschaft und die breitere Öffentlichkeit zu schützen.

Nach China ist Südkorea am stärksten vom Coronavirus betroffen, in Europa ist es nach wie vor Italien. Vietnam, das seine Premiere am 5. April feiern will, hat die Einreisebestimmungen für italienische Staatsbürger weiter verschärft. Seit Montag müssen sie nun genau wie Südkoreaner auch bei der Einreise ein Visum vorweisen.

Vietnam hatte bereits in der vergangenen Woche Einreisebestimmungen für Menschen aus China, Südkorea, Italien und dem Iran intensiviert. Sie müssen Erklärungen zu ihrem Gesundheitszustand abgeben und eine 14-tägige Quarantäne vorweisen. Ferrari teilte auf Anfrage mit, dass man die Lage weiter "genau beobachtet".

Hanoi, wo das Rennen stattfinden soll, liegt nur rund 150 Kilometer von der Grenze zu China entfernt. Allen bisherigen Beteuerungen zum Trotz hatte ein hochrangiger Funktionär der Gastgeber-Stadt vor Kurzem eine Streichung der Premiere nicht mehr ausgeschlossen. Für Vietnam ist der Grand Prix aber auch ein wichtiges Marketing-Event, an dem das Land so lange wie möglich festhalten will.

"Wie wird die Situation sein, wenn vier Teams nicht fahren können?", meinte Binotto allgemein zur Ungewissheit vor den ersten Rennen des Jahres mit Blick auf Ferrari, AlphaTauri, Alfa Romeo und Haas. Sollten Teams in einem Grand Prix tatsächlich nicht starten können, würde das auch vertragliche Probleme mit sich bringen. Denn der Formel-1-Rechteinhaber muss dem Rennveranstalter eine Mindestanzahl an teilnehmenden Autos zusichern.