Die Piloten der Formel-1-Teams Red Bull und Toro Rosso werden in der Startaufstellung für den kommenden Grand Prix von Russland in Sotschi am Sonntag (13.10 Uhr/live ORF eins und Sky) zurückversetzt. Weil laut dem Motorlieferanten Honda neuerlich Teile getauscht werden, verlieren Max Verstappen und Alexander Albon (beide Red Bull) sowie Pierre Gasly (Toro Rosso) nach dem Qualifying je fünf Plätze.

Im Toro Rosso von Daniil Kwjat wird die gesamte Antriebseinheit ausgewechselt. Der Russe muss daher seinen Heim-GP vom Ende des Feldes in Angriff nehmen. Mit den Maßnahmen sollten die Chancen der vier Fahrer beim Heimrennen von Honda am 13. Oktober in Japan erhöht werden.

Stallduell von Ferrari

Vor dem nächsten Schlagabtausch mit seinem Ferrari-Stallrivalen fuhr Charles Leclerc erst einmal Achterbahn. Bestens gelaunt schickte der Monegasse via Instagram ein Video aus dem Freizeitpark in Sotschi. Der Groll über die bittere Niederlage gegen Sebastian Vettel in Singapur schien zumindest im Moment vergessen.

Der vierfache Champion Vettel wartet noch auf einen Erfolg in Sotschi, wo seit 2014 gefahren wird. "Wir wollen hier den letzten Schritt machen und gewinnen", sagte der 32-Jährige. Er kam nach seinem etwas glücklichen ersten Sieg nach über einem Jahr am vergangenen Sonntag mit jeder Menge Selbstbewusstsein auf den Kurs um das Olympiagelände. Leclerc stimmte in die optimistischen Töne ein. "Es fühlt sich großartig an, dass wir drei positive Wochenenden hinter uns haben. Wir wollen wieder einen Doppelerfolg."

Geht es nach dem 21-Jährigen, läuft es aber anders als in Singapur. Beim Flutlichtrennen hatte Leclerc seinen dritten Triumph nacheinander dicht vor Augen, doch am Ende fühlte er sich von den Strategen seines Teams betrogen und schmollte zunächst ganz öffentlich. Vettel wurde zuerst zum Reifenwechsel an die Box geholt und so auch auf Platz eins gelotst. Von der Pole Position gestartet, war der zweite Platz für Aufsteiger Leclerc schon eine Niederlage.

Bei Ferrari geht es in erster Linie nicht darum, Spitzenreiter Lewis Hamilton den fast schon sicheren WM-Teil noch abzujagen. Leclerc hat als WM-Dritter 96 Punkte Rückstand auf Hamilton, beim fünftplatzierten Vettel sind es deren 102. Viel wichtiger erscheint die Frage, wer für die nahe Zukunft die Rolle des Anführers bei den Roten übernehmen kann und soll. Lange hatte Vettel diesen Status auch aufgrund seiner vier WM-Titel automatisch. Doch freiwillig wird sich Leclerc nach einer bisher so starken Saison nun nicht mehr hinter dem Routinier einordnen.

"Wenn zwei Alphatiere um die Positionen kämpfen, hat das immer das Potenzial für eine Rivalität - und eine Eskalation im Team", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff angesprochen auf die Lage beim Dauergegner. Die "Silberpfeile" beobachten die Situation mit Spannung und hoffen, in Russland selbst zurückschlagen zu können. In allen fünf bisherigen Rennen in Sotschi gab es Mercedes-Siege, Hamilton stand selbst dreimal ganz oben.

Wieder Weltmeister zu werden, bleibt Vettels Ziel. "Ich bin schon eine Weile bei Ferrari, und wir sind erst wirklich wieder zurück, wenn wir die WM gewinnen." Alle seine Titel holte er zwischen 2010 und 2013 für Red Bull, ein erneuter Triumph wäre die Krönung seiner Laufbahn. Dabei steht er unter großen Druck. Der Erfolg in Singapur war ein erster Schritt auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Aussetzer und zu riskante Manöver muss Vettel jedoch dringend weiter vermeiden.