In den Anfangsjahren des Österreichrings war es eine nette Usance – nicht nur in der Steiermark, sondern auf fast allen Rennstrecken weltweit –, Kurven oder sonstige Streckenabschnitte nach Rennfahrerlegenden zu benennen. In Monza gibt es die Variante Ascari (benannt nach Alberto Ascari), in Sao Paulo das Senna-S (nach Ayrton, natürlich), auf dem Nürburgring das (Michael-) Schumacher-S, in Zandvoort die Arie-Luyendijk-Bocht, in Zolder eine Jacky-Ickx-Bocht. Und der Grand Prix von Kanada in Montreal findet überhaupt auf dem Circuit Gilles Villeneuve statt. Natürlich gab es auf dem alten Österreichring auch eine Niki-Lauda-Kurve, das schnelle Eck ausgangs der Doppellinks im Innenbereich (ehemals Texaco-Schikane), bevor es über den Hügel zur (Jochen-) Rindt-Kurve geht.

Mit der Übernahme durch Red Bull verschwanden einige Kurvennamen. Plötzlich blätterten einige Firmen eine Menge Geld hin, um sich die schönsten Kurven zu „kaufen“. Aus der Lauda-Kurve wurde die Pirelli-Kurve. Was Niki Lauda damals, 2014, doch ärgerte. Im Normalfall war Lauda kein großer Anhänger von Ehrungen. Aber als er 1984 mit dem McLaren Weltmeister wurde, zum dritten Mal, und in diesem Jahr auch als einziger Österreicher den Heim-Grand-Prix gewann, war er auf den Kurvennamen sichtlich stolz. Dass ein Gummilieferant ihm „seine“ Kurve weggenommen hat, störte ihn.

Bekommt Lauda seine Kurve zurück?

Es ist an der Zeit, ihm nach seinem Tod wieder seine Kurve zurückzugeben. Der Red-Bull-Ring plant jedenfalls, dem verstorbenen Formel-1-Helden noch einmal zu huldigen. Wie, daraus macht man ein großes Geheimnis. Nur kleinere Hinweise gibt es: Zwischen dem Hauptgebäude und dem Fahrerlager etwa gibt es einen Tunnel, in dem riesige Fahrer-Porträts zu sehen sind. Heuer sollen es ausschließlich Niki-Lauda-Bilder sein. Zudem werden zwei Formel-1-Boliden von „Niki Nationale“ wieder aus den Museen geholt: der Ferrari 312, mit dem Lauda 1975 seinen ersten Weltmeistertitel gewann. Und der McLaren-TAG-Turbo von 1984, das Siegerauto im Österreich-GP – das Auto, mit dem Lauda zum dritten Mal Weltmeister wurde.
Zu allen anderen Vorhaben wird geschwiegen. Es soll für alle, die am Sonntag beim Grand Prix sein werden, „eine große Überraschung“ werden, heißt es. Klar ist: Der Motorsport-Ikone wird noch einmal alle Ehre zuteil, definitiv nicht nur mit Fotos und einer Ausstellung seiner Siegerautos. Dass Lauda seine Kurve zurückbekommt, wollten die Veranstalter vier Tage vor dem Rennen weder bestätigen noch dementieren. Eine besondere Auszeichnung wäre es – obwohl schon Stimmen laut wurden, dass ein Teil der Wiener Ringstraße nach Lauda benannt werden sollte.

In Spielberg feierte Lauda viele seiner Sternstunden. 1971 fuhr er dort seinen ersten Grand Prix, in einem hoffnungslos unterlegenen March. Wegen eines technischen Defekts war sein Premierenrennen schon früh beendet. 1977, ein Jahr nach dem schweren Feuerunfall auf der Nürburgring-Nordschleife, stellte Lauda seinen Ferrari auf die Poleposition. Er belegte den zweiten Platz, zum ersten Mal stand ein Österreicher auf dem Podium des rot-weiß-roten Formel-1-WM-Laufs (Sieger: Alan Jones). In diesem Jahr wurde Lauda zum zweiten Mal Weltmeister, am Ende der Saison verließ er Ferrari und wechselte zu Brabham-Alfa Romeo, mit Teamchef Bernie Ecclestone.

Und dann war da natürlich das Jahr 1984, sein Comeback in der Formel 1, die große Stunde des Niki Lauda. Er feiert seinen Heimsieg. Ein ziemlich glücklicher, wie sich später herausstellte. Denn der Erfolg hing an einem seidenen Faden. In der Schlussphase des Rennens quittierten einige Gänge im McLaren-Getriebe den Dienst. Lauda stocherte an der Schaltung, bis er doch noch einen Gang fand. Freilich fielen seine Rundenzeiten in den Keller. Aber der hinter ihm liegende Nelson Piquet attackierte nicht, deutete die Situation völlig falsch: Er glaubte, Lauda spiele nur mit ihm und könne das Tempo jederzeit erhöhen. So holte der Brasilianer zwar ein paar Sekunden auf, aber Lauda rettete sich im McLaren als Erster über die Ziellinie.

Mit ein Grund, warum sich am Wochenende in Spielberg sehr viel um Niki Lauda drehen wird. Und mit ein Grund, warum Lauda sich die „Rückgabe“ seiner Kurve verdient hätte.