Seit 2007, seit der großen Schumacher-Ära fährt Ferrari nun schon einen Formel-1-Titel hinterher. Ein Fernando Alonso, ein Kimi Räikkönen (der letzte campione del mondo) konnten nie an die Serie von Schumi anschließen. Und nach den vier WM-Titeln mit Red Bull wurde Sebastian Vettel quasi als Heilsbringer vor drei Jahren nach Maranello gelotst.

Wieder sollte die deutsche Gründlichkeit für Furore sorgen. Drei Jahre sind vergangen, drei Jahre hatte Vettel im Grunde keine Chance gegen die Übermacht von Mercedes und Hamilton, oder besser: Hamilton und Mercedes. An die Perfektion der deutsch-britischen Seilschaft in Silber kam niemand heran.

Und einmal unter Druck neigt Ferrari immer wieder zu zum Teil haarsträubenden Fehlern. Vor denen aber auch Sebastian Vettel nicht ganz gefeit war. Die Medien in Italien sind eine Macht. Und für die Presse ist heuer eindeutig Vettel er Hauptverantwortliche für den Misserfolg. Am liebsten würden sie ihn aus dem Cockpit verjagen - wie das Wochen-Fachmagazin Autosprint, das diese Woche mit einem Lewis Hamilton im roten Ferrari-Overall aufmachten.

Hamilton bei Ferrari
Hamilton bei Ferrari © Autosprint

Noch in den Sonntagsausgaben des Landes rieten die Journalisten Ferrari von der Ausstiegsklausel Gebrauch zu machen. Vettel mache einfach zu viele Fehler für einen wahren Champion. Und dabei haben sie gar nicht so unrecht. Vor allem in der zweiten Saisonhälfte machte er insgesamt sechs entscheidende Fahrfehler (von Aserbaidschan bis USA).

Dabei muss man aber nicht die Alleinschuld bei Vettel suchen. Denn die strategischen Fehler von Ferrari waren ebenso daran beteiligt. Allein schon einem Kimi Räikkönen am Freitag des Monza-Wochenendes den "Blauen Brief" zu überreichen ist für viele Insider einfach nicht nachvollziehbar. Beim Rennen in Monza scherte sich der Finne dann natürlich keinen Deut um Teamtaktik und dergleichen.

Dazu kamen auch immer wieder kleine technische Missgeschicke, wie ein lockere Schraube im Cockpit. Alles in allem zwang Vettel zu einer riskanteren Fahrweise. Das alle gepaart mit dem Dauerbeschuss der Medien sorgt in Maranello immer für "grande casino". Eine Art Chaos, aus der niemand in Italien so recht herauskommt.

In den letzten beiden Rennen in Sao Paulo und Abu Dhabi fährt Ferrari noch um den Konstrukteurs-Titel. Aber selbst dazu muss Vettel schon einmal in Brasilien am Sonntagabend gewinnen