Statt einer Partynacht nach seinem EM-Titelgewinn in der Formel 3 verschwand der Sohn des Formel-1-Rekordweltmeisters früh ins Bett. Schließlich wollte "Schumi" junior auch für das Saisonfinale am Sonntag ausgeschlafen sein, das er auf dem zweiten Rennrang beendete.

"Ich bin wirklich dankbar, dass ich diesen Moment und diesen Traum leben kann", sagte der 19-jährige Deutsche, als er bereits am Samstagnachmittag in Hockenheim vorzeitig seinen ersten Titel als Rennfahrer perfekt gemacht hatte.

Mit sanftem Lächeln beobachtete Mama Corinna unterhalb des Podiums die Champagnerdusche für den Filius. 28 Jahre nach dem Gesamtsieg seines Vaters in der deutschen Formel-3-Meisterschaft hat Mick Schumacher diesen wichtigen Karriereschritt ebenfalls bewältigt. Der Titel sichert ihm auch die Superlizenz, die Fahrerlaubnis für die Formel 1. "Es ist schwierig, die richtigen Worte zu finden", sagte der Pilot des italienischen Prema-Teams. Das breite Lächeln in seinem Gesicht, die lockeren Plaudereien in den folgenden Medienrunden bewiesen, welche Last von ihm abgefallen war.

Lange Zeit hatte sich Schumacher auch in seiner zweiten Saison in der Nachwuchsserie sehr schwergetan, war in den ersten 14 Rennen nur zweimal aufs Podium gefahren. "Ich habe nie aufgehört, an mir selber in jedem Punkt zu arbeiten", versicherte Schumacher. Dann kam der Sieg in Spa-Francorchamps, dem früheren "Wohnzimmer" seines Vaters, der in Belgien 1991 seinen ersten Grand Prix gefahren war und ein Jahr später seinen ersten Formel-1-Triumph gefeierte hatte. "Der erste Sieg ist immer der schönste", sagte Mick Schumacher mit Blick auf den entscheidenden Wendepunkt in dieser Saison.

Es folgten sieben weitere Erfolge und der Sprung an die Spitze der Meisterschaft. Mit einem Unfall im ersten Rennen von Hockenheim machte es Schumacher am Samstag noch einmal ein bisschen spannend, ehe er sich wenige Stunden später durch Platz zwei im vorletzten Saisonlauf den EM-Triumph vor dem Briten Daniel Ticktum sicherte. "Das zu schaffen, was man sich als Ziel gesteckt hat, ist ein schönes Gefühl", betonte Schumacher.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gab sich beeindruckt. "Der Junge stand von Beginn an im Fokus und hatte einen Riesendruck. Damit klar zu kommen, ist alles andere als leicht", sagte der 46-jährige Wiener, der mit seinem Formel-1-Team bald ein möglicher Arbeitgeber für Schumacher werden könnte. "Er hat gezeigt, was in ihm steckt und dass er ein Großer in unserem Sport werden kann", lobte Wolff.

Der Größte ist immer noch Vater Michael mit seinen sieben WM-Titeln in der Formel 1. In Hockenheim flogen dem 49-jährigen Deutschen, der seit einem Skiunfall vor fünf Jahren von der Öffentlichkeit abgeschirmt wird, einmal mehr die Gedanken zu. "Mick sieht nicht nur aus wie sein Vater, hat nicht nur die gleiche Haltung und denselben Gang - er hat sogar die Unterarme seines Vaters, wie mir gestern aufgefallen ist", sagte etwa Gerhard Berger, einst Formel-1-Rivale Schumachers und nun Chef des Deutschen Tourenwagen Masters. Nun habe Sohn Mick bewiesen, dass er die "Rennfahrer-Gene von Michael hat", befand der 59-jährige Tiroler.

Bei aller Schwärmerei aber weiß Mick Schumacher, dass seine Ausbildung keinesfalls abgeschlossen ist. Ein sofortiger Sprung in die Formel 1, die ohnehin für 2019 kaum noch Cockpits frei hat, käme für ihn zu früh. "Wir werden jetzt in den nächsten Wochen intensiver daran denken, was nächstes Jahr gefahren wird", sagte Schumacher.

Beraten wird er dabei vor allen von Sabine Kehm, die auch seinen Vater lange erst als Sprecherin und dann als Managerin begleitete. Mögliche Optionen wären die Formel 2, die im Rahmenprogramm der Formel 1 maximale Aufmerksamkeit garantiert, und die japanische Superformel. Wohin der Weg ihn schließlich führen soll, daran ließ Schumacher indes keinen Zweifel. "Jeder Rennfahrer hat das Ziel, mal in der Formel 1 zu fahren. Das ist die Königsklasse", betonte er. Die Frage scheint nicht mehr, ob Schumacher junior das wirklich schafft. Sondern nur noch, wann.