Die Formel 1 bringt sich gerade für den "Grand Prix von Kanada" am Pfingssonntag (Start 20 Uhr MESZ, ORF eins überträgt ab 19 Uhr live) in Montreal in Startposition, da gibt es mächtige Aufregung rund um das vierfache Weltmeister-Team von Red Bull Racing. Denn ausgerechnet wenige Tage vor dem Heimrennen, dem Formel-1-Comeback in Spielberg (22 Juni), macht ein Gerücht wie ein Lauffeuer die Runde: Motorenpartner Renault soll sein stotterndes Triebwerk unmittelbar vor Saisonbeginn auf einem der Prüfstände der renommierten Grazer AVL List einem nicht regelkonformen, sechstägigen Test unterzogen haben...

Anonyme Briefe

Mit einem anonymen Schreiben wurde der Automobil-Weltverband FIA aufgescheucht. Auch an die Teams von Mercedes, Ferrari und Sauber gingen Durchschläge des hochbrisanten Schriftstücks. Demnach soll Renault seinen neuen, missglückten V6-Turbomotor in einer AVL-Werkshalle nahe des Grazer Lendplatzes auf einer sogenannten "Rolling Road", einer Art Laufband, getestet haben. Das wäre illegal. Vor allem dann, wenn bei einem solchen Test Luft durch oder über mehrere Bauteile, ausgenommen die Kühler, geströmt wird.

Ein Sprecher der FIA hat inzwischen sowohl den Erhalt des anonymen Schreibens bestätigt, als auch, dass seitens Automobilbehörde bereits umfangreiche Untersuchungen eingeleitet wurden. "Wir prüfen und untersuchen noch immer. Wenn wir alle Details kennen, werden wir antworten", ließ die FIA in Montreal verlautbaren.

Renault dementiert

Von Renault wurde ein diesbezüglicher Test inzwischen in Kanada auch offiziell bestätigt. Allerdings mit Einschränkungen. "Es war ein Prüfstand, kein Rollband", sagt Motorenchef Remi Taffin. Und es habe sich nicht um Red Bull, sondern um dessen "Filiale" von Toro Rosso gehandelt. Außerdem soll nicht mit dem gesamten Auto, sondern nur mit einem Chassis ohne Front- und Heckflügel gearbeitet worden sein. Das würde dann eventuell als erlaubter Prüfstandtest durchgehen.

Der explosive Inhalt des Schreibens bringt allerdings noch weitere Details ans Tageslicht: Es ist von sechs Testtagen mit einem kompletten Rennwagen eines 2014er-Modells die Rede. Und es soll sich sehr wohl um eine Kombination aus Rollband & Windmaschine gehandelt haben. Beides wäre ein klarer Regelverstoß. Am Steuer des Toro Rosso soll kurioserweise Red-Bull-Testpilot Antonio Felix da Costa gesessen sein.

Und damit nicht genug, wirft man Red Bull und AVL auch vor, es mit den Sicherheitsmaßnahmen nicht allzu genau genommen zu haben. Als da Costa im Cockpit saß, soll es zu einem Feuer gekommen sein. "Wir hatten zwar Zwischenfälle am Motor, aber kein Feuer", sagt Remi Taffin. "Ich war allerdings nicht vor Ort. Und ich bekomme von solchen Tests Berichte, aber keine Videos." Von AVL List war Samstag keine Stellungnahme zu erhalten.