Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hat nach Schilderungen einer ehemaligen BayernLB-Angestellten ohne Grund eine Millionenprovision für seine Arbeit beim Verkauf der Rennserie kassiert. Ecclestone habe die Banken als Besitzer der Formel 1 im Jahr 2006 ohnehin loswerden wollen, sagte sie am Dienstag im Bestechungsprozess gegen den 83-Jährigen vor dem Landgericht München.

"Unser Ausscheiden war in seinem vollsten Interesse aus meiner Sicht", sagte die Ex-Bankangestellte, die beim Verkauf der Königsklasse des Motorsports eng mit dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky zusammengearbeitet hatte. Ecclestone muss sich seit Ende April vor Gericht verantworten, weil er Gribkowsky 44 Millionen Dollar (32,33 Mio. Euro) Bestechungsgeld gezahlt haben soll, damit dieser die Formel 1 an seinen Wunschinvestor CVC verkauft.

Um nicht selbst auf den Kosten sitzen zu bleiben, handelte Ecclestone laut Anklage aber von der BayernLB eine Provision in Höhe von 41 Millionen (30,12 Mio. Euro) für seine Beratungsleistungen aus. Dieses Geld hätte sich die BayernLB nach Darstellung der Zeugin wohl sparen können. "Die Banken als Gesellschafter waren aus seiner Sicht unerwünscht. Deshalb bin ich mir sicher, dass er wollte, dass wir verkaufen." Ecclestone ließ sich ihre Aussagen von seiner Dolmetscherin übersetzen und schüttelte mehrfach skeptisch den Kopf.

Die Zeugin sagte, dass sie der Vorstand anfangs in die Verhandlungen eingebunden und Gespräche mit Ecclestone mithören lassen habe. Später änderte sich das ihrer Aussage zufolge aber. "Es wurde immer weniger und irgendwann hörte es ganz auf." Als sie Gribkowsky auf seinen Alleingang ansprach, habe dieser gesagt: "Lass mich in Ruhe, ich weiß was ich tue."

Der Grund für den Sinneswandel war aus Sicht der Staatsanwaltschaft eine geheime Absprache zwischen Ecclestone und Gribkowsky über die Millionenzahlungen. Ecclestone hatte den Vorwurf der Bestechung aber zurückgewiesen und erklärt, er habe sich von dem Banker bedroht gefühlt und ihm aus Angst vor einer Anzeige bei den Steuerbehörden das Geld gezahlt.

Die Zeugin stützte diese Version. Sie erzählte von einem brisanten Brief, den Gribkowsky einmal auf Ecclestones Schreibtisch hinterlassen habe. Aus dem Schreiben soll hervorgegangen sein, dass Ecclestone entgegen seiner Aussagen immer noch mit seiner Familienstiftung Bambino verbunden war. Das hätte zu einer milliardenschweren Steuernachzahlung für Ecclestone führen können.

Die Zeugin ärgerte sich damals sehr über die Aktion von Gribkowsky, der Ecclestone auch mit der Absetzung als Formel-1-Chef gedroht haben soll, und fragte ihn nach eigenen Worten, ob er wahnsinnig sei. "Er hat nur gelacht und gesagt: 'Ist doch lustig.'"

Ähnlich hatte sich die einstige Landesbank-Angestellte bereits im Prozess gegen Gribkowsky vor zwei Jahren geäußert. Die Richter gingen aber trotzdem nicht von einer Erpressung aus, sondern verurteilten den Banker wegen Bestechlichkeit zu achteinhalb Jahren Haft. Im Prozess gegen Ecclestone muss der Fall aber komplett neu verhandelt und alle Beweise und Zeugenaussagen neu bewertet werden. Dabei könnten die Richter auch zu einem anderen Ergebnis kommen.

Ecclestones Anwälte legen großen Wert darauf, dass Staatsanwälte und Richter die Verfahren sauber trennen und quasi bei Null anfangen. Am Mittwoch sollen drei ehemalige BayernLB-Vorstände als Zeugen vernommen werden.