Der Funkenflug kehrt in die Formel 1 zurück. Um die Show für den Zuschauer zu verbessern, will der Automobil-Weltverband (FIA) Titanplatten an den Unterböden einführen. Diese sollen bei Bodenkontakt einen ungefährlichen Funkenflug erzeugen, der an die Boliden der 1980er-Jahre erinnert. Erste Tests gingen bereits am Freitag im Training für den Grand Prix von Österreich über die Bühne.
"Mercedes und Ferrari werden das testen. Wir wollen die Show verbessern. Mal sehen, was es bringt", erklärte ein FIA-Sprecher. An den Autos von Kimi Räikkönen (Ferrari) und WM-Leader Nico Rosberg (Mercedes) würden an unterschiedlichen Stellen Titanstücke angebracht. Die spektakulärere Position wird weiterverfolgt. Eventuell könnte das Teil für den künstlichen Effekt dann ab der kommenden Saison obligatorisch werden.
"Das ist nicht unsere Idee. Wir stellen uns nur als Versuchsumgebung zur Verfügung", betonte ein Mercedes-Sprecher in Spielberg. Der Test war erst diese Woche von der Formel-1-Kommission beschlossen worden. Sie ist eine von mehreren Ideen, um die Show in der Königsklasse des Motorsports zu verbessern. Diese stand in dieser Saison mit radikal verändertem Reglement zuletzt nicht nur aufgrund des matten Sounds der Turbomotoren in der Kritik.
Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo hatte vergangene Woche sogar einen möglichen F1-Ausstieg der Traditionsmarke in den Raum gestellt, seine Aussagen aber inzwischen relativiert. "Auf gewisse Art und Weise hat er recht", erklärte sein Starpilot Fernando Alonso. "Die Show, die wir in diesem Jahr geboten haben, war in einigen Rennen nicht gut genug."
Einer der Auswege wäre laut Alonso die Wiedereinführung des Turboboost-Knopfes KERS. Die zusätzlichen PS aus dem Hybridsystem werden in dieser Saison gleichmäßig dem Motor zugeschaltet. Der Fahrer kann aber dadurch nicht mehr selbst darüber verfügen und den Knopf für Überholmanöver nutzen. Alle Maßnahmen für die kommende Saison müssten vom Motorsport-Weltrat der FIA abgesegnet werden. Dieser tagt kommende Woche in München.
Neben der Wiedereinführung des "Funkenfluges" hat die F1-Kommission auch befunden, dass künftig in der Formel 1 wieder härter gefahren werden soll. Derzeit verhindert ein höchst komplexer Strafenkatalog, dass sich die Fahrer wirklich bekämpfen. "Das lassen wir jetzt. Wenn keine klare Schuld vorliegt, gibt es keine Strafen mehr", erzählte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Der Mexikaner Sergio Perez wird in der Startaufstellung für den Formel-1-Grand-Prix von Österreich trotzdem um fünf Plätze zurückversetzt. Die Strafe für die vor zwei Wochen in Kanada verursachte Kollision mit dem Brasilianer Felipe Massa bleibt aufrecht. Das entschieden die Sportkommissäre des Automobil-Weltverbandes nach einem Einspruch des Perez-Teams Force India am Freitagabend in Spielberg.
Perez hatte sich in Montreal nicht vor den Sportkommissären verantworten können, weil er sich nach dem schweren Crash zur Kontrolle im Krankenhaus befand. Daher akzeptierte die FIA in Spielberg zwar die Aussage des 24-Jährigen als neuen Beweis. Am Urteil ihrer Kollegen in Kanada rüttelten die für den Grand Prix von Österreich zuständigen Schiedsrichter nach einer Anhörung der beiden Streithähne aber nicht.
Unter dem Strich soll das Zulassen einer härteren Gangart den Sport für die Fans wieder attraktiver machen. "Wir wollen, dass sich die Autos wieder mehr matchen und so zum Spektakel beitragen. Die Piloten sollen nicht mehr Angst haben müssen, dass sie automatisch zehn Startplätze Strafe bekommen", erklärte Wolff
Die mögliche Wiedereinführung des "Funkenflugs" hat in der Szene hingegen ähnlich geringe Begeisterung ausgelöst wie die bisher wenig erfolgsversprechenden Versuche, die neuen Hybrid-Autos künstlich lauter zu machen. Der erste Funken-Test in Spielberg fiel aber zum Gefallen von Wolff aus.
"Ich finde, es schaut cool aus", sagte der Österreicher nach dem ersten Freitag-Training. Allerdings dürften sich die an der Fahrzeug-Unterseite angebrachten Titan-Pads an den Bodenwellen noch zu schnell abschleifen. Wolff: "Wir müssen schauen, dass es für das ganze Rennen bleibt."