Ein gewisser Norbert Haug, ehemals Mercedes-Sportchef, der Vorgänger von Toto Wolff, hat einmal die DTM ganz gut charakterisiert. Sie sei die Formel 1 mit Dach, hatte Haug gemeint. Und er hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Die DTM war und ist Hightech in Reinkultur, technisch ziemlich aufregend und ausgereizt – aber genau deshalb auch sündhaft teuer.

Mit einem Serienprodukt hat so ein DTM-Tourenwagen nichts gemeinsam, selbst die Sitzposition ist anders, mehr Monocoque als Limousine. Eine Art Silhouette-Karosserie wurde über einen Formel 1 gestülpt, salopp erklärt. Die Technik ist State of the Art, dazu künstliche Beschleuniger wie klappbare Flügel und Push-To-Pass-Knöpferln, die das Überholen erleichtern sollten. Es war, nüchtern betrachtet, ein Irrweg. Der in einer Sackgasse endete. Niemand fand mehr eine Identifikation. Also stieg Mercedes aus. Die Sternmarke dominiert ohnehin die Formel 1. Die Absatzzahlen stagnieren auch, Elektromobilität hin oder her. Im Zuge der Corona-Pandemie brach der Markt in Europa um rund 70 Prozent ein. Also kam überall der Sparstift zum Einsatz. Nach Mercedes zogen auch BMW und Audi den Stecker.

Die Lösung heißt GT3

Also, wie weiter, was jetzt? ITR-Chef Gerhard Berger suchte verkrampft nach einer Lösung, um die DTM am Leben zu erhalten. Es läuft alles auf eine GT3-Meisterschaft hinaus, auch wenn es bereits das ADAC-GT-Masters gibt, das zuletzt auf dem Red-Bull-Ring gastierte. Denn mit dieser Formel können die Hersteller bei Laune gehalten werden. Weil einfach alle diese Fahrzeuge im Rennsport-Portfolio haben. Es werden Audis genauso am Start sein, wie BMW, Mercedes. Aber auch Ferrari oder Ford, Aston Martin, sogar McLaren wäre ein Thema.

Gibt man nicht die DNA der DTM auf? „Nein, das glaube ich nicht. Es soll ja eine völlig neue Art der GT3 sein, professioneller, eigenständiger, noch aufregender. Gerhard (Anm.: Berger) macht sicher einen guten Job“, glaubt Ferdinand Habsburg, heuer Österreichs erfolgreichster Fahrer in der DTM. Man denke an eine GT-Pro-Klasse, mit rund 600 PS.

Nur Kundenteams

Da stellt sich die Frage: Kann man mit solchen Autos nur in der DTM fahren? Denn für den Einsatz werden ab 2021 nur Kundenteams sorgen, keine Werkteams. Hersteller unterstützen nur. „Wichtig ist, dass die GT-Autos der DTM unverwechselbar sind. Und wichtig ist auch, dass die besten Fahrer, die zu bekommen sind, auch am Start sein werden“, so Habsburg, der schon heuer für das Audi-Kundenteam WRT fährt.

Der Österreicher könne sich seine Zukunft in der DTM mit GT3-Autos durchaus vorstellen. Aber ob alle Top-Piloten zu halten sein werden, ist fraglich. Nicht alle Kundenteams werden sich die Gagen, die in der DTM bezahlt werden, leisten können. Ein Profi-Starterfeld gehört aber zur DTM.

Philipp Eng mit dem DTM-BMW nach GT3-Formel
Philipp Eng mit dem DTM-BMW nach GT3-Formel © KK/BMW Motorsport

"Wir blicken derzeit in eine ganz gute Zukunft. Wir haben viele Anfragen, viele zeigen Interesse", sagt Gerhard Berger. Und der Österreicher geht davon aus, dass es eine viel, viel bessere Markenvielfalt geben wird. "Sogar mit Mercedes rechnen wir wieder." Oder auch mit BMW. "Mit dem M4 GT3 haben wir das ideale Auto", sagt auch der Österreicher Philipp Eng.