Corona hat heuer den Sport verändert, ihn zum Teil in seinen Grundfesten erschüttert. Und im Grunde ist die Sportwelt nur froh, dass überhaupt noch gespielt, gesprintet, gekämpft, gesprungen und – im speziellen Fall - gefahren wird. Die Formel 1 war mit den Rennen in Spielberg der Vorreiter, der Rest zieht Schritt für Schritt im Windschatten nach. So auch Le Mans, mit dem Klassiker der Klassiker. Mit dem 24-Stunden-Rennen.

Die World Endurance Championship (WEC) steht auf wackeligen Beinen, auch wenn sich gerade Renault-Alpine entschlossen hat, 2021 in der LMP1 zu starten. Aber viele Werke warfen das Handtuch wegen zu hoher Kosten. Audi und Porsche zogen sich in die eher fragwürdige Formel E zurück, Toyota blieb als Alleinherrscher, der jetzt mit Kanonen auf Spatzen schießt. Gerade die Top-Kategorie LMP1 wurde heuer so gut wie ausradiert, da warten andere Hersteller, wie Peugeot oder auch Ferrari, nach wie vor auf die geplante Umsetzung der Hypercar-Formel.

Und in Le Mans sind nach aktuellem Stand überhaupt nur fünf Autos der höchsten Qualitätsstufe am Start (zwei Toyota, zwei Rebellion, ein Enso CLM von ByKolles Racing). Ein absoluter Minusrekord, der sich dadurch manifestiert, dass 2020 nicht einmal das höchste zulässige Startfeld erreicht wird, auch nicht mit der Auffüllung durch die Reserveteams.

Corona zwang zu Verschiebungen und Absagen. Der 24-Stunden-Klassiker ist in den Herbst gewandert. Folge: die Nachtphase ist diesmal um rund vier Stunden länger als zum Traditionstermin Juni, die Luft ist kühler, für die Triebwerke im Grunde nicht schlecht. Die Leistung erhöht sich bei niedrigen Temperaturen, die Verbrennung des Treibstoffs erfolgt effizienter. Und auch die weichen Reifen halten viel länger. Da kann man schon auf die Rundenzeiten der schnellstes Autos in der Nacht gespannt sein.

Zwei Damenteams

Sehr viel Augenmerk, auch wenn keine Zuschauer erlaubt sind, wird auch auf zwei reine Damenteam gelegt. Ein Einsatz wird von Exklusivuhren-Hersteller Richard Mille finanziert. Tatjana Calderon, Sophie Flörsch und Beitske Visser fahren einen Oreca-07-Gibson in der LMP2-Klasse (24 Starter). Die Kolumbianerin Calderon (27) ist Formel-1-Testfahrerin bei Alfa Romeo, die Deutsche Sophia Flörsch hat heuer nach ihrem schweren Unfall in Macao (2018) wieder in der FIA-Formel-3-Meisterschaft den Anschluss gefunden. Und die Niederländerin Beitske Visser rutschte als Ersatzfahrerin ins Team, weil die Britin und früherer DTM-Pilotin Katherine Legge nach wie vor an den Folgen (Handgelenks und Beinbruch) ihres schweren Unfalls in Le Castellet in einem Le-Mans-Auto laboriert.

In der GTE-Am-Klase startet die „Iron-Dames-Equipe. Rahel Frey, Michelle Gatting und Manuela Gostner fahren einen Ferrari 488 GTE. Das Trio errreichte heuer in der europäischen Le-Mans-Serie (ELMS) bereits zwei dritte Plätze.

Auch Österreicher sind heuer eher rar. In der LMP2 fährt Rene Binder einen Ligier-Gibson, in der GTE-Pro-Klasse Richard Lietz, in der GTE-Am-Klasse Horst Felbermayr junior und Thomas Preining einen Porsche 911 RSR.