Das "Africa Race" von Paris nach Dakar hat nicht gereicht. Schauspieler Gregor Bloeb steigt von 5. bis 11. Mai wieder aufs Motorrad und bestreitet die Hellas-Rallye in Griechenland. Und das, bis einen Tag bevor er beim Gastspiel des Mitterer-Stücks "Jägerstätter" wieder auf der Bühne steht.

Das Interview in seinem Domizil in Pfaffenhofen, eine halbe Stunde westlich von Innsbruck, beginnt mit einer Entschuldigung. "Vom geplanten Gulasch ist nur ein Restl übrig", sagt Bloeb, "aber des kriagst." Bloeb trägt Jeans, ein dunkelblaues Hemd mit KTM- und Red Bull-Logo, die Ärmel offen und einmal lässig aufgekrempelt, dazu senfgelbe Harlekin-Schlapfen. Ein Mitbringsel vom letzten Motorrad-Urlaub in Marokko.

Sie kommen am Tag vor dem Jägerstätter-Gastspiel in Innsbruck retour. Haben Sie keinen Respekt mehr vor Ihrem Beruf?

GREGOR BLOEB: Doch. Ich gehe ja nicht unvorbereitet in die Aufführung, weil ich die Rolle ja schon sehr oft gespielt habe. Und ich bin ja nur dabei, um mein Bestes zu geben.

Profitieren Sie von extremen Erfahrungen, wie bei der Dakar, für Ihre Arbeit an extremen Rollen?

BLOEB: Eher umgekehrt. Durch den Beruf bin ich es gewohnt, die Konzentration sehr lange zu halten. Auf der Bühne sind es ein paar Stunden, bei einem Film den ganzen Tag. Außerdem muss ich mich immer auf neue Sachen einlassen und improvisieren. Das hilft mir dann in einer lebensfeindlichen Umgebung.

Auf der Bühne geht es nicht um Leben und Tod. Allein mit dem Motorrad in der Wüste aber schon.

BLOEB: Das stimmt. Es hat sich sicher etwas verändert durch die Dakar. Ich bin jetzt, was den Beruf betrifft, schneller und klarer mit Absagen. Ich bin resoluter und kann Entscheidungen klarer fällen. Das hat aber vielleicht auch mit dem natürlichen Reifeprozess eines Menschen zu tun.

Bei der Dakar stand das Durchkommen im Vordergrund. Was treibt Sie denn bei einer vergleichsweise harmlosen Rallye wie der in Griechenland an?

BLOEB: Das wird ein super Herren-Ausflug. Karl Katoch, der Erzberg-Rodeo-Erfinder, ist auch dabei, dazu Heinz Kinigadner, der mit seinem Sohn Hannes im Buggy fährt. Der Rallye-Sport ist einfach etwas, das mein Leben lang begleiten wird. Das Schöne ist die Verbindung aus Sport und Abenteuer. Ich weiß, dass ich die Rallye nicht gewinnen werde. Das wäre ja so, wie wenn der mehrfache Dakar-Sieger Cyril Despres sagen würde, er tät gern einmal im Burgtheater auftreten.

Was ist denn so faszinierend daran, auf einem Motorrad durchs Gelände zu fahren?

BLOEB: Sport ist für mich Kraft, Technik, Talent und Mut. Und wenn all das zusammenkommt und du, wie soll ich sagen, eins wirst mit der Landschaft, das ist ein super Gefühl.

Eines um das sie Sportler beineiden?

BLOEB: Hmmm. Ich beneide Sportler vielmehr darum, wie sie ein Ziel verfolgen. Und dass bei ihnen das eigene Tun direkte Konsequenzen hat. Wer eine gute Leistung bringt, gewinnt zum Beispiel. Wer einen Fehler macht, ist selbst dafür verantwortlich. Bei Schauspielern ist das nicht so. Da spielen viele Dinge mit, die du nicht beeinflussen kannst, ob du Karriere machst, oder nicht. Wobei mir Karriere immer blunzn war. Ich mache nur das, was ich machen will und treffe mich nicht mit dem oder dem, um vielleicht irgendein Engagement zu bekommen.

Das passt zum Jägerstätter, der gegen das NS-Regime aufgestanden ist, obwohl ihm alle abgeraten haben und er hat seine Sturheit am Ende mit dem Leben bezahlt.

BLOEB: Was mich an diesem Charakter fasziniert, ist, dass er Haltung bewiesen hat, in einer ganz schwierigen Zeit. Das imponiert mir. Sturheit ist so negativ besetzt, kann aber auch etwas Positives sein. Eine Meinung haben und sich nicht verbiegen lassen. Insofern bin ich auch stur.

Und darum machen Sie auch riskante Sachen, wie Motorrad-Rallyes.

BLOEB: Das Risiko bei einer Rallye, auf einer abgesicherten Strecke, ist sicher geringer, als wenn ich mit dem Auto zu einem Drehtag nach Köln fahre. Da passiert jedes Mal ein schwerer Unfall. Entweder ein paar Minuten vor mir, oder kurz nach mir. Die Leute regen sich nur auf, weil wir als Gesellschaft einfach verlernt haben, Erfahrungen zu machen und Verantwortung zu übernehmen.

Inwiefern?

BLOEB: Alles was nur irgendwie gefährlich klingt, wird verteufelt. Auf Sylt haben wir einmal einen Buben auf einem Laufrad gesehen, der eingepackt war in Schutzkleidung. Der konnte sich ja schon kaum bewegen. Dann ist er umgefallen. Also, das war ein Sturz, da hätte ich bei meinen Kindern das Gespräch nicht unterbrochen. Dort sind aber gleich fünf Erwachsene aufgeregt durch die Gegend gerannt. Da musste ich hinüberschreien: "Aussterben, ihr werdet aussterben."

Wirklich?

BLOEB: Ja, meine Frau hat gleich gesagt, hör auf damit. Aber darum geht es. Das war wirklich ein völlig harmloser Sturz. Aber die Kinder dürfen keine Erfahrungen machen. Stattdessen wird darüber diskutiert, ob die Bremsen beim Laufrad versagt haben. So lernen die Kinder doch nicht, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.

Sie haben aber auch gesagt: "Ein Mann muss seiner Frau folgen". Wie weit dürfen Sie den Gashahn denn jetzt wirklich aufdrehen?

BLOEB (lacht): Also, wenn es nach meiner Frau geht, bleibt es beim Standgas. Das wird es nicht werden. Aber ich will schon wieder zurückkommen aus Griechenland.